11 – 2 Chomsky und Frau hier. (Allerhand über politische Fragen. Er hält es für klar, dass der Warren report über Kennedys Ermordung absichtlich gefärbt ist; und dass es zumindest 🕮 ganz gut denkbar ist, dass ein plot in Texas gemacht wurde, von Leuten der Rechten, die Kennedy hassten. – Über anarchism. Er meint, dass es gut möglich ist, z. B. Ordnung in einer Fabrik zu halten, ohne Zwang. Da muss natürlich ein Leiter sein, und alle müssen ihm folgen, solange er Leiter ist; aber die Arbeiter müssten das Recht haben, ihn jederzeit zu ersetzen durch einen anderen; er sagt, es ging sehr gut in den Kibbuzim; er lebte in einem von mehreren hundert Leuten; aber es gibt auch solche mit tausend oder mehr. – Über verschiedene Leute und Bewegungen. Er schätzt auch die „Nation“; MR: Er meint, die Herausgeber seien ihm zu stalinistisch. [Das gilt aber doch höchstens für den einen, der für China eintritt in dem Konflikt mit Russland; der andere war mehr für das jetzige Russland; beide bedauerten den Zwist. Er sagt, dass alle Zeitungen China ungerecht behandeln, er meint, sie fälschen die Fakten absichtlich, z. B. dass Tibet immer als Teil von China galt. Ich versuche mehrmals ihm klarzumachen, dass die weitaus große Mehrzahl der Zeitungen und politischen Leute wirklich glauben, was sie sagen; alle Menschen sind sehr geneigt, an ihren Vorurteilen festzuhalten, trotz aller gegenstehenden Fakten; ich sage, er ist noch zu sehr ein Rationalist; wir müssen eine Menge von Freud lernen. – Sie gehen jetzt bald nach San Francisco, und dann einige Wochen nach Japan; dann kommen sie zurück nach Berkeley, September bis Jan. 67; ich glaube, nicht Linguistik, sondern irgendwas Soziologisches oder derart. – Frau sprach mehr mit Hanneli; sagt aber nicht viel. Sie scheint aber nett. 🕮 Beim Abschied fragt er, ob er mich dann im Herbst mal sehen kann. Ich sage: unbedingt! Wenn immer er nach LA kommt, soll er anrufen; ich sage zur Frau: Ich hoffe, dann auch Sie etwas näher kennenzulernen.) – Nachmittags an Pr. – 7h telefoniert mit Abe Kaplan (wann kommt er mal? Das Physikbuch wartet auf ihn! Er sagt: Es ist keine Zeit mehr! aber am 10. kommen sie hier durch, auf dem Flug nach San Francisco; da will er kurz herkommen; ich sage: Da kommen wir lieber zum Flugplatz, dann haben wir mehr Zeit zusammen!)