70Tagebuch 1. I. 1966 – 5. I. 1967 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag So 10. VII. 1966

12 – 2 wir drei bei Dr. Kulka (dort Prof. Lewy?, retiriert?, Neurologe, und Frau; er hat weißes Haar; er muss auch Kataraktoperation bald haben; ich sage ihm von Straatsma, und dass die Operation nicht riskant ist; Hanneli meint, wir haben beide schon mal in Kulkas früherer Wohnung getroffen; er ist ziemlich schweigsam; ich sitze neben ihm und mache doch ab und zu Gespräch. Später kommt die Tochter von Frau Erika Roessler (die uns Auskunft über die Schule 🕮\(zu Marschaks, mit Brunners)\ gegeben hat; deren Mann ist vor einigen Wochen oder Monaten plötzlich gestorben, sie ist Sekretärin im deutschen department UCLA. Die Tochter: …, sieht anziehend aus, und scheint auch nett; sie war in der Verde Valley School in Arizona; sie sagt, das ist die beste Schule im ganzen Land; sie ist aber für uns zu weit weg, und ist auch noch teurer als die Schule in Ojai. Sie hat ihr 1-jähriges Kind mit dabei; ihr Mann, … ist librarist im department in ULCA; er ist schweigsam, ich glaube, seine Frau sagte auch mal, er sei schüchtern.) 4 ½ – 7 ½ mit Hanneli zu Marschaks (Brunner und Frau fahren voran, uns den Weg zu zeigen, steil hinauf, ganz hoch oben kleine Seitenstraße nach links in Grund auf die Spitze eines Hügels. Dort wunderbare Aussicht auf Marymount Coll. hinab und die ganze Landschaft dahinter. Wir gehen zu einem Ess- und Wohnzimmer hinten, von dem man aber keine Aussicht hat, wie von Garten und offener Halle. Es kommt noch ein französischer Mathematiker Schutzenberger (Inst. Poincaré, Paris) mit indonesischer Frau und kleinem Jungen. Er ist jetzt an RAND, sagt aber, sie geben ihm dort gar nichts zu tun. Er ist interessiert an prob., und Informationstheorie; für ihn (und Brunner und Marschak) erkläre ich den Unterschied zwischen meiner Informationsway und dem von Shannon. Er ist sehr lebhaft und gewandt, aber schwer festzulegen. Er möchte, wie Polya, auch von Wahrscheinlichkeiten von mathematischen Vermutungen sprechen; ich versuche, ihm klarzumachen, warum das große 🕮\(Dr. Straatsma) (Dr. Cheng aus Hawaii)\ Schwierigkeiten involviert, weil die gewöhnlichen Regeln nicht anwendbar sind; er versteht aber gar nicht den Unterschied zwischen analytischen und faktischen \(s\)-Sätzen. – Mal spricht Brunner davon, wie er Kalish auf dem campus gesehen hat für Frieden in Vietnam demonstrieren; ich sage, da bin ich auf Kalishs Seite; er und nachher seine Frau, macht die üblichen Argumente für den Krieg, sie scheint erstaunt, als ich sage, das ist ein Bürgerkrieg, und Johnson will gar nicht mit dem eigentlichen Gegner verhandeln. Aber schließlich lenke ich wieder davon ab.) –