RUDOLF CARNAP. Tagebücher und Leselisten. 1908–1919 |
12 – 1 ½Vortrag Felix Greene (mit Frau Jokl, im großen ballroom von Students’ Union. Zuerst über die Beziehung von US zu China und Vietnam; dann über den Vietnamkrieg. Danach Bilder aus Nordvietnam. Er spricht sympathisch, ruhig und klar; gibt ausgezeichnete Erklärung der Gesamtsituation: Amerika will überall auf der Welt seine ökonomisch-militärische Dominanz aufrecht erhalten; genau wie früher die britischen und französischen empires, nur jetzt mit fast mächtigeren Mitteln an Geld und Waffen. Er betont immer das Wesentliche: Wie geht es den einfachen Leuten in einem Lande. Er hat eingehend mit glaubt‚ sagt, dass die Führer in China zuversichtlich sind in Bezug auf den Ausgang eines Krieges mit Amerika, weil das Land so ausgedehnt ist. Er hält es für sehr unwahrscheinlich, dass Amerika dabei Atombomben verwenden würde, weil das sicherlich eine feindliche Haltung in Japan bewirken würde, und Amerika auf keinen Fall Japan als Verbündeten verlieren will. (Es tut gut, solche zuversichtliche Einstellung zu hören; aber ich bin doch zweifelhaft, weil gerade die amerikanische Regierung doch leicht auch unvernünftige und sie selbst schädigende Schritte unternimmt.)) Ich gehe noch schnell ins department, Post holen. – Nachmittags angefangen, Tintners ms zu lesen (dies ist die zweite Version, geschrieben aufgrund von meinen (und Morris’) kritischen Bemerkungen letzten Oktober. Ich bin sehr enttäuscht. Ich hatte viele Stellen angegeben, und spezifische Kritik gemacht, und oft Änderungsvorschläge; vieles davon hat er überhaupt nicht berücksichtigt, und oft unzulänglich geändert.)