Vormittags Hanneli und ich nehmen Sonnenbad teils auf Liegestuhl und teils auf Matratze, auf dem Bauch liegend; neben dem Haus, wo es windstill ist, das tut gut. – Nachmittags fahren Hanneli und ich los. Nach langem Suchen (weil Ortsplan falsch ist) finden wir den Scenic Drive, suchen aber vergeblich nach dem Scenic Trail, der nach der Karte in 2 ½ Meilen zum Humber camp führt; wir möchten ihn wenigstens ein Stück lang gehen. Hanneli steigt aus und geht zurück zu einem der wenigen Häuser am ScenicDrive. Währenddessen kommt ein freundlicher alter Mann zu Fuß vorbei, nach Aussprache unverkenntlich ein Scottsmann. Er sagt, dass wir richtig auf dem Sc. Dr. sind, an dem er selbst wohnt, und dass der Sc. Tr. bald nach nach einer Strecke rechts ab geht, mit Schild, und vorher schon der untere Teil von links herankommt, auch mit Schild. Er sagt, der Pfad sei zum Reiten angelegt (was ich aber hinterher nicht finde) aber zum Wandern sehr schön; er selbst komme soeben über diesen Weg vom Humber camp zurück. Wir fahren dann weiter, lassen das Auto an der Straßenseite und steigen hinauf. (Sehr gut gebahnter Weg, oft lange flach, dann wieder sanft ansteigend. Schön zu gehen; immer mal wieder sieht man 🕮 rechts oben den hohen Tahquitz Peak, auf dem der Fire Lookout ist, und links daneben den niedrigeren Lily Rock, ein Felsturm mit rundem Gipfel; beide sind aber nie ganz zu sehen, sondern immer nur durch Bäume. Nach einer Weile setzen wir uns auf einen Baumstamm zu Rast. Auf einmal taucht der Schotte wieder auf; er ist anscheinend inzwischen zu Hause gewesen und hat uns dann wieder eingeholt. Er erzählt, dass er retiriert ist; er war bei einer lumber company in den Philippinen, viele Jahre oder Jahrzehnte, hat dort auch geholfen, neue Bahnlinien für lumber zu planen usw.; nun ist er mit seiner Frau nach Amerika zurückgekommen. Sie ist Amerikanerin, und hat sich am Sc. Dr. ein Haus gekauft; seine Freude ist jetzt, täglich im Wald spazieren zu gehen, besonders hier zum Humber camp. Ich sage, ich kann das nicht so lang und so schnell wie er, er sei eben noch ein junger Mann (er ist vielleicht 60, oder auch 65). Dann geht er weiter hinauf. Wir gehen dann auch noch ein gutes Stück hinauf. Dann nach einer Rast wieder ganz hinunter (hinauf vielleicht 40 Min., also wohl beinahe 2 Meilen, also sicherlich den größeren Teil des ganzen Weges, der 2 ½ Meilen lang ist.) – Als ich zum Abendessen komme, herrscht Schweigen die ganze Zeit. Nachher erzählt Hanneli mir, dass da eine Verstimmung zwischen ihr und Erika war. Ich gehe in mein Zimmer und höre nebenan Erika schluchzen. Ich gehe hinauf und klopfe an ihre Tür; ich frage, ob sie vielleicht zu mir sprechen möchte, das täte manchmal gut zur Beruhigung. Sie steht in der Tür und versucht mir zu sagen, es sei eigentlich schon wieder gut; dabei aber verschlägt ihr das Schluchzen immer mal wieder die Stimme. Ich sage, wenn sie irgendmal den Wunsch hat, sich auszusprechen, auch zu Hause, kann sie 🕮\(Idyllwild)\ immer zu mir kommen, zu jeder Zeit. – Später geht Dora aus dem Wohnzimmer hinaus, hinüber zu Erika. Dann gehe ich in die Küche und spreche mit Hanneli. (Sie erzählt, dass , als wir zurückkamen, Erika sehr zornig war, und ihr Vorwürfe machte, warum wir sie beide nicht mitgenommen hätten und so lange ausgeblieben seien. Hanneli sagt ihr richtig, dass sie sie gefragt habe, ob sie mit uns kommen wollten, aber sie wollten lieber allein gehen. Und so gab es gegenseitige Vorwürfe. Hanneli sagt, dass Dora oft nicht mithelfen will in der Küche, und dass Erika sich dann mit Recht ärgert. Schließlich sagt sie, sie habe so leicht einen Ärger, und manchmal breche der heraus. Dahinter stecke eine allgemeine Selbstkritik. – Sie spricht auch von ihren Sorgen für ihre Zukunft, wenn ich nicht mehr da sei, dass sie ein Zeugnis nur als Krankenpflegerin habe, aber nicht als beratende Psychologin. Ich sage, dass sie genug von mir erben wird, um bescheiden davon zu leben. Sie fragt, aber was, wenn mein broker Bankrott geht. Ich erzähle die Geschichte, wie ein broker zahlungsunfähig wurde durch die Sch mit Gemüseöl; dass dann die anderen broker ihn unterstützt haben, sodass er nicht Bankrott erklären brauchte. Sie fragt auch über Inflation. Ich sage, dass die Leute das Wort gebrauchen für den jetzigen Zustand einer langsamen Wertverminderung des Dollars; dass aber eine Inflation in katastrophalem Ausmass, wie in Deutschland damals, hier sehr unwahrscheinlich ist, weil Roosevelt schon gewisse Maßnahmen getroffen hat; dass Haberler11https://en.wikipedia.org/wiki/Gottfried_Haberler uns 1940 erklärt hat, dass keine amerikanische Regierung mehr so etwas zulassen würde. – Zuletzt erzähle ich ihr wieder, wie sie am Anfang in Amerika so fabelhaft alles zu meistern gelernt hat in so kurzer Zeit. Und damals ging 🕮ging sie so mit erhobenem Haupt herum, dass ich dachte, sie traut sich jetzt alles zu. Und ich erinnere sie daran, wie viel sie mir Gutes getan hat in meinem Leben durch ihr Kommen. Zuletzt nehme ich sie in die Arme und küsse sie herzlich und sage ihr, wie lieb sie mir ist. Sie freut sich sichtlich darüber. Wir sagen uns, dass es für uns beide wohl gut wäre, zu einem Psychologen zu gehen; besonders dringend für sie. Nachher, um 10 ½ merkt sie, dass Erika noch wach ist, und holt sie noch zu sich ins Bett zum „zusammen Kuscheln“. Dann geht Erika wieder in ihr Zimmer zu Dora zurück, und bald ist es still drüben.)