70Tagebuch 1. I. 1966 – 5. I. 1967 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Di 22. III. 1966

Feigl bei mir, 10 – 2 ½. (Ich berichte, wie gut es mir geht mit Hanneli; und er sagt, er ist erfreut, wie munter ich bin, besonders in den Konferenz meetings. Er selbst 🕮 hat sehr viel Vortragspläne, und Sachen zu schreiben, teilweise ausserordentlich gut bezahlte. Daher zweifelt er sehr, ob er mit uns nach Mexiko kommen würde, obwohl er es gern täte; Wahrscheinlichkeit \(\lt \) ¼. Mit seiner Neuritis geht es sehr viel besser; er bekommt zuweilen starke Vitamininjektionen, die sehr gut helfen. Er plant für Ende Mai Konferenz in Minn. Über die Struktur von Theorien, besonders die logische Rolle der Korrespondenzregeln. – Wir machen mittags langen Spaziergang. Er erzählt, wie er von Judith Economos entzückt ist, sie schrieb ihm Briefe, jetzt sah er Zeichnungen und Gemälde; sie habe wirklich starkes künstlerisches Talent. Er ist etwas verliebt in sie. Er sagt, sie sei sehr interessiert und begabt in Philosophie; sie verdiene ein individuelles Gespräch mit mir. – Er wird bis zum retirement in Minneapolis bleiben; das sind noch 5 Jahre (also 1971). Irgendmal ist er für eine Woche an die Universität Hawaii eingeladen (vielleicht nächstes Jahr); aber ich denke, da ist er dann ganz von den dortigen Leuten in Beschlag genommen, sodass es sich nicht lohnen würde für mich, dann dorthin zu gehen. – Es tut mir leid, dass unsere Zeit zusammen so kurz ist, und ihm auch. Am letzten Tag umarmen wir uns herzlich bei der Begrüßung und beim Abschied.)