70Tagebuch 1. I. 1966 – 5. I. 1967 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Sa 19. II. 1966

Bar Hillel 11 – beinahe 2 hier. (Er wollte aber nicht essen; wir sprachen darum immer weiter, bis er endlich in Eile fortlief. Er und Shulamith sind einige Tage bei Robinsons. Shulamith kam nicht mit zu uns, weil sie am Sabbat nicht Auto fährt. – Ich spreche mit ihm über sein London ms; leider habe ich ihm zu spät geschrieben, jetzt ist es schon abgeschickt. Ich zeige ihm, dass er doch wohl die polnische Interpretation von „Abtrennung“ nicht ganz richtig dargestellt hat. – Über seine Bedenken über die „Nützlichkeit“ der Forderung der totalen Evidenz. Er sagt, dass er nur die Nützlichkeit verneint, aber nicht die Forderung ablehnt. Ich sage: Ist sie gültig? Er sagt: Es ist nicht üblich, diesen Begriff auf Forderungen anzuwenden. – Sein deutsches Radio ms „Der Verrat der Logik“. Ich sage: Das ist wie der Verrat der cab driver, die auch etwas Künstliches an die Stelle des Pferderückens gesetzt haben. –🕮 Über die Sprachtheorie von Katz und Fodor, deren Buch er bei mir sieht. Er sagt, sie lehnen auf der einen Seite die Logiker der konstruierten Sprachen (sie sagen „die Positivisten“) ab, und auf der anderen die britischen Philosophen der natürlichen Sprache. Sie wollen von beiden das Richtige annehmen, aber dann eine empirische Theorie der Sprache, einschl. Semantik, aufbauen. Er will einen Aufsatz schreiben und zeigen, dass ihre Methode nicht alles umfasst, z. B. nicht \(A\)-Postulate (und Logik, füge ich hinzu). – Ich frage ihn: Was meint Bohnert, wenn er mir schrieb, in 1964 schon, dass BH „zum Feind übergegangen ist“. Er weiß es auch nicht; vielleicht, weil er sich jetzt sehr für Analyse der natürlichen Sprachen interessiert.)