70Tagebuch 1. I. 1966 – 5. I. 1967 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Di 22. XI. 1966

11 ½ – 3 David Kaplan hier. (Zum ersten Mal seit langer Zeit. Veranlasst durch JSL Beitrag von einer Reihe von reviews von Aufsätzen über induktive Logik, hat er sich auf einmal wieder lebhaft für dieses Problem interessiert; besonders Hempels Paradox, und im Zusammenhang damit Davids eigenes Paradox. (Nicht sehr ernst gemeint, siehe Notizen unter Pr Autoren). Wir sind einig, dass man nicht Dinge als Instanzen eines Gesetzes ansehen sollte, sondern Sätze oder Propositionen; und ich betone, dass man nicht die Konjunktion „\(a\) ist ein Rabe und schwarz“ nehmen soll; sondern fragen nach der Relevanz von „a ist schwarz“, auf der Basis des schon bekannten „\(a\) ist ein Rabe“, für die Hypothese, Gesetz oder einzelne Voraussage. David sagt, dass er seit langem zum ersten Mal wieder mein Pr angesehen und allerhand gelesen hat; und dass er erstaunt ist, dass so vieles dort schon steht, über Relevanz und Anderes, und manches schon richtig gesagt ist, das heute viele, besonders die Popperianer, falsch formulieren. Auf seinen Wunsch erkläre ich ihm, was Popper meint mit dem „Induktivismus, gegen den er kämpft; und ich erkläre ihm, dass er Auffassungen kritisiert als wären sie meine und anderer „Induktivisten“, die heute kaum jemand mehr vertritt. Ich sage: Im Grunde hat Popper sehr gute Ideen; nur in der Polemik ist er schlecht.)