70Tagebuch 1. I. 1966 – 5. I. 1967 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Fr 14. I. 1966

4 – 5 ½Prior hier. (Die Familie ist schon abgereist; er wohnt in einem Motel an S. M. Blvd. Hanneli holt gerade Post ab, und bringt ihn her. – Wir sprechen auch nochmal über seine tense Sprache; seine Bevorzugung hierfür ist, wie er sagt, basiert auf sozusagen positivistischen Gründen: diese Sprache ist näher am direkt Beobachtbaren. – Über Modalitäten. Er empfiehlt einen Aufsatz von Hacking; als er ihn gefunden hat in demJSL Heft 🕮 in dem weißen Kasten, sehen wir, dass ich den Aufsatz schon früher gelesen habe. – Über mein Gespräch mit Einstein im Schilpp Band über das „Jetzt“: Er sagt, vielleicht meinte Einstein einfach dieses „Jetzt“, das in der tense Sprache zum Ausdruck kommt, ohne etwas über „flow von Zeit“ und dergleichen zu sagen; also doch etwas, das in der objektiven Wissenschaft ausdrückbar ist. Ich: Ich hatte mehr den Eindruck, dass er etwas „Unaussprechbares“ meint in Bezug auf die Qualität des „Jetzt-Erlebnisses“. – Ich frage, ob er sich für prob. interessiert hat. Er: Nein, nicht bisher; er vermutet, dass ich mich dahin gewendet habe von den Modalitäten, weil es eine entsprechende, aber quantitativ verfeinerte Behandlung desselben Problems ist. Ich: nicht bewusst; ich kam wohl hauptsächlich durch Keynes auf die pr. – Es ist angenehm, mit ihm zu sprechen; er ist intelligent, verständnisvoll und tolerant. Ich erzähle ihm auch von Oskar Kraus in Prag.