66Tagebuch 23. V. 1962 – 31. XII. 1962 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mo 28. V. 1962

Vormittags Gespräch mit Arne. (Er hat noch Fragen über Induktion, „knowing“, usw., im Zusammenhang mit seinem Buch ms.) Nachmittags Gespräch mit Arne. (Zuerst alleine, über philosophische Fragen. – Dann über Persönliches und Politisches. Ich sage ihm, dass ich unsicher bin, ob ich die Kinder in Deutschland besuchen soll. Auf seine Frage sage ich ihm, dass ich nicht wirklich mich so nach ihnen sehne wie andere Väter, z.B. Paul Ruthling nach Marcella; sondern ein Wunsch, und ein Gefühl, dass ich sie besuchen sollte weil sie es sich so wünschen. Er meint, ob ich es nicht tun könnte in späteren Jahren, wo ich nicht mehr so eifrig darauf sein würde, die Zeit für meine Arbeit zu nehmen; aber ich denke, jetzt bin ich noch leichter imstande zu reisen als später. – Ich frage ihn über seine Bejahung von Gandhi, ob so etwas wirklich eine realistische Politik ist. Er sagt, das war natürlich in der besonderen kulturellen Lage von Indien; man kann das nicht einfach übertragen; aber die Grundidee ist wichtig: Wie kann man dem Gegner überzeugend klar machen, durch irgendeine radikale Handlung, dass man ihm nicht schaden will, sodass er Vertrauen bekommt. – Für dieses und anderes ist aber die Zeit zu kurz. – Über seine Stellung zu Siri sagt er nichts, obwohl Ina Andeutungen macht; vielleicht ist er sich selbst noch nicht klar. Er sagt aber, er möchte möglichst bald nach Norwegen zurück, um wieder mit Siri und Lotte zu sein.) Kalish kommt 8 ½ und holt Arne ab, der wieder bei ihm übernachtet, und morgen früh 🕮 mit der Frau, der das Auto gehört, nach Berkeley fahren will. In einigen Tagen wird er dann abreisen nach der Ostküste, wo er auf ein Schiff seines Bruders geht. (Arne sagt noch, wenn ich in Stanford bin, lohnt es sich, mit folgenden Kontakt aufzunehmen: Mates, Raynin, Christian Bay2https://en.wikipedia.org/wiki/Christian_Bay.) – Gebadet.