66Tagebuch 23. V. 1962 – 31. XII. 1962 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag So 27. V. 1962

Mit Arne Gespräch 12 ½ – 1 ½. (Er hat ein kleines Buch geschrieben, über Erkenntnistheorie, und auch allerhand über prob. Dann aber hat er es vom Drucker zurückgenommen, und will allerhand darin ändern. Er fragt mich über Gewissheit der Evidenz. Ich erkläre ihm Jeffreys Idee dazu, und unsere Gespräche; ich sage, dass es noch eine offene Frage ist.). (Nachmittags geht Arne eine Stunde zu Montagues Haus, wo eine Party ist; dabei Montagues Mutter, Montagues neuer Freund, und 3 oder 4 andere junge Neger; außer Kalish niemand vom department. Montague spielt auf seinem harpsichord; Arne sagt, sehr gut.) 5 – 7 ½ Gespräch mit Arne. (Arne hat inzwischen „Aim“ gelesen; er stimmt mir jetzt zu in den Schlussbemerkungen, dass Humes Einwand nicht gilt gegen meine Methode. Er sagt, dass Hume auch gesagt hat, dass es Rationalität in praktischen Entschlüssen gibt. Er fragt, welche Art von Begründung ich geben kann für induktives Denken. Ich: de Finettis Gründe für die basic Axiome; Shimonys für Regularität; meine für Symmetrie.) 7 ½ – 9 ½ Essen und Gespräche mit Arne und Ina. (Arne erzählt von seinen 2 älteren Brüdern. Beide sind Millionäre in NYC. Der eine hat mit jemand anderem eine Schifffahrtsgesellschaft „Næss und …“, mit Millionen von Schulden für Darlehen z.B. von Öl companies; wenn das Geschäft schlecht geht in manchen Jahren, und wenn genug Fracht kommt für zweite Zinszahluung, so geben sie ihm mehr Öl zu transportieren . Dieser Bruder hat ein großes Haus mit Dienstboten usw., reist oft in der Welt herum, ist politisch konservativ. Der andere Bruder ist auch Millionär, eine investment company; er ist aber Sozialist und Marxist; seine Frau war vielleicht mal Kommunist, eine Amerikanerin. 🕮 Dieser Bruder glaubt, dass Sozialismus in der Welt kommen wird, aber in gemäßigter Form. Arne kritisiert ihn, dass er so fest an Castro glaubt, dass keine Handlung von Castro ihn davon abbringen könnte.) – Arne übernachtet wieder bei Kalish.