66Tagebuch 23. V. 1962 – 31. XII. 1962 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag So 7. X. 1962

Wir haben alle drei Tage Gespräche vormittags und nachmittags. Wir behalten ihn auch zum Abendessen. Dann leihen wir ihm das Auto; er wohnt ihm Hotel, Claremont. (Er erzählt auch Persönliches. Sein Vater war Ingenieur und Beamter der Staatseisenbahn; im Krieg musste er Eisenbahn organisieren für deneOriginal die. Rückzug aus Süd-Russland, und später den Rückzug aus Frankreich. Er litt unter der Brutalität der SS-Leute; z.B. wurde einmal ein Kollege und Freund erschossen, weil er eine Eisenbahnbrücke nicht rechtzeitig fertig repariert hatte. Nach dem Krieg sprach der Vater für 2 Jahre beinahe gar nicht zu Frau und Kindern. Als Peter 14 oder 15 war, fragte er den Vater oft, was er denn während des Krieges getan habe; der wollte nicht antworten, und so entstanden Spannungen. Das ist wohl auch mit eine Erklärung, warum er so leidet unter der Atmosphäre im Tarski Kreis.) – Am 6., am Ende des Nachmittagsgespräches scheint er deprimiert; Ina fragt ihn, und er sagt, da sind ja große Schwierigkeiten der Kommunikation zwischen uns. Ich sage ihm, dass ich das gar nicht so ansehe; dass man sich immer zuerst gegenseitig anpassen muss an Begriffe und Terminologie, und dass mir scheint, dass wir gut miteinander arbeiten können.