62Tagebuch 30. XII. 1959 – 24. XII. 1960 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Fr 26. VIII. 1960

Vormittags zu Hause geblieben. (2h Edith fährt Ina in die Stadt, zu Renée. Sie schaut die Flamingo Motor Lodge an, wo David und Kaplan wohnen, 3398 El Camino Road. Wir wollen umziehen, weil es im Bennett Haus zu schwierig ist: die lange steile Treppe; wenn ich oben liege, ist das Telefon unten nicht erreichbar; für Richard ist es sehr weit, er müsste uns immer in die Stadt und wieder hinaus bringen; Taxi wäre viel zu teuer, weil man jeden Weg doppelt bezahlen müsste.) 3h J holt mich ab, zu seinem Office. Dann 3:30-5:30 inoffizielle Diskussion, ca 40-50 Leute, in einem Hörsaal im Philosophie Gebäude, über meinen Vortrag. (Popper bittet mich, dass er bald drankommen möchte, weil er früher weggehen muss. Ich lasse zuerst v. Wright sprechen. Dann Popper. Er geht an die Wandtafel. Er sagt, dass er einige Fragen stellen möchte; nachdem ich antworte, kommen dann auch Sprecher hinein, schließlich sagt Popper: „Ich stehe schon lange da, habe aber noch nicht viel gesagt“. Er betont, dass er seine eigene Auffassung hier nicht vorbringen will, sondern nur Fragen über meine stellen will. 🕮 Später sprechen noch: Kneale, Craig, Braithwaite, Bohnert, ein holländischer Logiker Ebbing?, ).

(Ich erkläre unter anderem: wie die Klasse der C-Funktionen immer enger wird, durch Beschränkung der zugelassenen \(\lambda{}\)-Werte; universelle Propos können positives symbol haben; höheres \(\lambda{}\) zeigt konservativere Haltung an; Spekulation über Begründung von theoretischen Postulaten: vielleicht symbol = 1, oder dies nur \(A\) Postulate; Ramsey Satz; eine bestimmte induktive Logik ist für eine bestimmte Sprache gemacht, bei Änderung der Sprache muss man neue ind. Logik machen; Bohnert bemerkt richtig: mit Ramsey Satz kann man derselben Sprache auskommen. )

Nachher 5 ½ – 6 ½ in J’s Office Gespräch mit Grover Maxwell (ich gebe ihm comments über seinen Aufsatz über theoretische Sprache; ich sage, der ist nicht klar genug formuliert.) Mit ihm weit gegangen über den Campus zu seinem Auto. (Er berichtet über Feigls Depression. – Ich erzähle von meinem Rückenunfall; jetzt viel besser durch Übungen.) Er fährt mich zum Flamingo (Ina ist inzwischen umgezogen; sie musste wieder in großer Eile packen, weil Renée zurück in Stadt musste, und das hat sie wieder sehr mitgenommen. Jetzt ist sie aber vergnügt, und das Appartment ist sehr nett, wenn auch teuer: $ 17.) Wir behalten Maxwell zum Abendbrot (ich nenne ihn „Grover“; er erzählt mehr von Feigl.)