62Tagebuch 30. XII. 1959 – 24. XII. 1960 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Do 5. V. 1960

Vormittags etwas Übungen. Später aufgesessen 15 Min.! (Ich kann nun besser entspannen und leichter meine Hände wegnehmen.) – 3:15-4 Physiotherapist HeinzHines (zum ersten Mal. Ich erzähle vom Umfall, von der früheren Disksache, dass ich jetzt überängstlich bin. Er scheint es zu verstehen, und sagt, er wird nur schrittweise vorwärts gehen, und der Erfolg hängt hauptsächlich von mir selbst ab. Er lässt mich aufsitzen, ohne Gürtel und ohne Rückenlehne; meine Arme zittern bald; er stützt meinen Rücken mit seiner Hand. Aber Ich versuche zu entspannen, aber es ist doch schrecklich anstrengend; schließlich sage ich, ich kann es nicht länger, und sinke um, erschöpft und verschwitzt. Er versucht mich vom Liegen zum Sitzen auf dem Bett aufzuscheuchen, aber das ist zu schwierig. Er lässt mich Übungen mit Beine heben machen. Dann lege ich mich auf den Bauch; ich zeige ihm Rasmussens Rückenübung; er lässt mich dabei die Hände auf den Rücken legen und auch Schultern und Kopf immer etwas mitheben. Dann stütze ich mich auf Arme und Knie; das geht aber nur, als er mein Becken helfen hebt. Dann schaukel ich vor und rückwärts, jedes Mal etwas weiter hinunter; das geht gut. Dann Katzenbuckel. – Er sagt, ein Hausbesuch kostet 7‚50.) Ich bin froh, dass jetzt eine ernste Behandlung beginnt; es ist zwar am Anfang sehr schwierig, – aber ich will das meine dazu tun, und habe jetzt Hoffnung, bald wieder aus der Kraftlosigkeit und damit aus den Ängsten herauszukommen. –🕮 Am Fraenkel Aufsatz. – 6h wiederhole ich nochmal die neuen Übungen, soweit ich kann, aber mit Gürtel. – Abends sehen wir „Klima von Eden“ (nach der Geschichte „Schatten …“ von Mittelholzer16Der Roman Glühende Schatten von Edgar Mittelholzer, Hamburg 1957; die seltsame Millionärsfamilie in British Guiana.) Nachher bin ich etwas deprimiert, mache mir wieder Sorgen und Angst für morgen, die weiteren Übungen usw.; Ina spricht es mit mir durch; dann fühle ich mich besser.