62Tagebuch 30. XII. 1959 – 24. XII. 1960 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag So 1. V. 1960

Nach 10 kommen auf einmal Nagel und Moody. (Ich sehe Nagel zum ersten Mal seit Princeton; er ist dieses Jahr am Stanford Center. Er hat Fr Nachmittag einen Vortrag auf dem Campus gehalten über „kognitiven Status von Theorien“. Gestern waren er, Edith, und die beiden Jungen, 14 und 11, in Disneyland. Edith ist erschöpft davon und schläft heute. – Über induktive Logik. Er kennt meine Sektion vom Schilpp Band; er sagt, er stimmt ganz zu mit meiner Erwiderung auf Popper. Er erklärt, dass ich jetzt Beschluss machen als grundlegend ansehe, dass aber induktive Logik abtrennbar ist; dass sie mit kleinen, künstlich vereinfachten Situationen anfangen muss; dass das Ziel nicht Annahme einer Hypothese ist, sondern Zielzuschreibung als Wettquotient. Nagel meint, vielleicht sollte \(c(h‚e)\) auch davon abhängen, ob und welche anderen alternativen Hypothesen zur Erklärung von \(e\) betrachtet werden (z.B. die Hypothese von ESP ist weniger wahrscheinlich, wenn jemand eine andere mögliche Erklärung beweist.) Ich frage, ob er skeptisch ist nur über gewisse Züge meiner symbol, oder über Möglichkeit von logischem pr überhaupt; er: an abwechselnden Tagen das eine oder das andere. Über Gründe für Axiome, z.B. Symmetrie. – Über sein neues Buch „Philosophie der Wissenschaft“, das bald erscheinen wird; dies ist der erste Teil von dreien! – Sie wollen im Sommer schon in Vermont sein, Stanford ist viel zu teuer; zum Kongress will er dann herüber fliegen.) 1 ½ essen sie drüben; ich im Bett. (Ina fährt sie zu ihrem Motel und mit ihnen zu Moodys.) – 5h mit Canvasgürtel aufgesessen, mit 🕮 Rückenlehne; es geht viel besser mit dem Gürtel; mehrere Minuten, und zuweilen Arme losgelassen; das ermutigt mich, dass ich doch bald wieder lernen werde zu sitzen und aufzustehen.