RUDOLF CARNAP. Tagebücher und Leselisten. 1908–1919 |
8h stehe ich auf, drehe Heizung an; dabei ein twinge im Rücken. Ich bleibe aber ruhig, geh’ ins Study, drehe das Fenster zu, mache Badezimmertür auf, alles wie gewöhnlich; erst dann zu Bett. (Ich bin bekümmert, dass heute die Rückenzwicken auftreten, wo ich doch dringend zu Dr. Mott gehen will, aber ich denke, es ist nicht schlimm; ich kann es doch schaffen. Ich mache mir Sorgen, wie es beim Waschen gehen wird, dabei kommt leichter ein kleiner Schreck im Rücken an; und das würde mich noch mehr entmutigen, und die Fahrt zu Dr. Mott noch schwieriger machen. Ina sagt, ich soll nicht zum Waschen gehen; sie bringe mir Waschlappen, einen fürs Gesicht und einen für unten; ich soll auch nicht die Heizung abstellen; lieber hier die Tür mal aufmachen, weil das leichter geht.) – 1 Miltown genommen, rasiert; Frühstück. Danach fühle ich mich ruhiger. – 12h gehe ich zum Schreibtisch; obwohl ich auf dem Weg ein wenig den Rücken spüre, gehe ich doch weiter und sitze ½ Stunde am Schreibtisch. – 2 zu Dr. Mott; Ina fährt mich; etwas wacklig beim Aufstehen und Anziehen; aber dann geht es doch ganz gut. (Ich erzähle von Samstagmorgen; schließlich doch aufgestanden. Schwierigkeiten mit auch selbst sich selbst vor der Öffentlichkeit zerstört hat. Aber was hat das mit meinem Rücken zu tun? Er: Samstagmorgen Zusammenbruch meines Rückens, Freitagabend erlebe ich, wie der beachtete respektierte Mann zusammenbricht; ist das nicht klar? Und brain washing = Analyse. Ich: Aber Analyse zerstört nicht, sondern befreit. Er: Vielleicht fühle ich aber doch auch negativ darüber. – Nachher bin ich sehr erleichtert und gestärkt). Bei der Rückfahrt erzähle ich Ina Vieles; sie ist sehr daran interessiert. – Nachmittags im Bett. Aber ½ Stunde am Schreibtisch, und zum Abendessen aufgestanden.