62Tagebuch 30. XII. 1959 – 24. XII. 1960 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Di 12. I. 1960

Ich stehe morgens auf, drehe Heizung an schließe das Fenster im Study. Ich wollte auch Frühstück im Bett. Nachher kurz auf, wenigstens Hände gewaschen. – Später 40 Min. am Schreibtisch gesessen. Das Sitzen geht leicht; aber das Gehen ist noch wacklig und jittery. Ich will aber doch zum Seminar gehen (es ist das letzte; und wenn ich nicht gehe, muss ich es nachholen; Ina überlegt, ob die Studenten herkommen könnten; aber ich will lieber richtig hingehen.) – Ich ziehe mich auf dem Bett an. Ich bin sehr jittery, aber ich will doch gehen. 🕮 Ich denke daran, dass es oft früher schon schwierig schien, dass ich aber, wenn es sich um das Seminar handelte, es schließlich doch schaffen konnte. Ich Ina fährt mich; zum Glück finden wir Platz zum Parken beim Humanities Eckbuilding (der Parkplatz an der Theater barrack ist kürzlich geschlossen worden.) Ina trägt Mappe und Kissen und ich halte ihren Arm. So geht es ganz gut. In meinem Office lege ich mich hin; Doris und Clifford kommen für Anschriften. Ich begrüße Abe Kaplan und Don Kalish kurz. Champawat nimmt meinen Drehstuhl hinunter. Dann gehe ich zur Klasse; es geht ganz gut. (Letztes Seminar über Semantik. Ich erkläre Intension, Quasi-Intension, und Grundideen der Übersetzung. Es sind noch etwa 10 Leute da. Ich sitze im Drehstuhl, ohne Kissen, ganz bequem; bin meist entspannt, spreche fließend und vergesse dabei meine Sorgen.) Nachher fährt Cocchiarella mich wie gewöhnlich nach Hause; dabei bin ich ziemlich müde, aber nicht zu sehr. Er stoppt wie gewöhnlich etwas weiter oben auf der Straße. Ich gehe munter die Straße, und dann den Weg zum Haus; sehr froh, dass ich es alles so gut habe machen können. – Mehrmals kurz aufgestanden. – Wir hören Musik an meinem neuen Radio.