3 ½ – 5 Professor Frondizi (in der Lounge, mit dem Department. Er ist der Bruder des Präsidenten von Argentinien; ist jetzt Präsident der Universität von B.-A., 30000 Studenten! War bisher Professor der Philosophie. Studierte in Harvard mit Whitehead, Lewis, Perry. Während des Peron Regimes war er in U.S. im Exil, Visiting Professor in Yale. Hauptinteresse: Ethik. Er wollte besonders mich sprechen; sagt, dass er mich zitiert hat im Buch über Ethik . Ich: Die alten Formulierungen sind inadäquat, im Schilpp Band werde ich heutige Auffassung darstellen. Er fragt nach Unterschied zu früher. Ich betone: nicht die gegenwärtigen Emotionen werde im Werturteil ausgedrückt, sondern Abwägung der Konsequenzen, wie Dewey betont hat. Aber doch kognitivistische These; es gibt reine Werturteile („Utinam“); die können nicht aus faktischen Sätzen abgeleitet werden. Ferner: Obwohl nicht-kognitiv, gibt es Gründe für Werturteile; faktische Erkenntnis, und allgemeine Werturteile. Er fragt gewandt und genau, was ist, wenn alle faktische Fragen beglichen sind. Ich: Dann können doch Wertunterschiede bestehen; dann bleibt nur übrig, educ.n. Ich mache es klar an vielen Beispielen, politische Diskussion usw. Er drängt auch auf ästhetische Probleme. Ich: z.B. Bach oder Chopin oder Rock und Roll; in allen steckt allerhand; aber wenn ich den Freund dazu bringen kann, Bach zu verstehen, so hat er mehr davon; es ist potentiell wirkungsvoller; das ist ein objektives psychologisches Urteil; dazu muss aber noch das Werturteil kommen. – Kaplan ist erstaunt und entzückt, dass ich so pragmatistisch spreche; ich habe allerhand von Dewey gelernt. Fr sagt schließlich, dass er den logischen Positivismus nicht akzeptiert, weil er in den Werten etwas Objektives finden will; aber er ist gegen Nic Hartmann und Schüler, weil das zu absolutistisch ist. – Ich habe in der Diskussion schließlich schnell und lebhaft gesprochen; schade ist, dass es nicht recorded ist.) 🕮– Nachher kurz mit Montague über sein ms „Paradox“ (meine Bedenken gegen Anführungszeichen). Im Dunkeln nach Hause gefahren.