60Tagebuch 1. I. 1957 – 4. III. 1959 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mo 15. XII. 1958

Inas Geburtstag; sie hat sich, als Geschenk von mir, Rock und hellblauen Sweater gekauft. –An deutscher Logik. 4-6 Vortrag Austin.

Di, 16.12.1958

3-4 letztes Seminar (letztes bevor

Prof. Katseva hier 11 ½ – 2 ½. (Abe Kaplan bringt ihn, und bleibt kurze Zeit. –K. ist von Universität Tokyo, Head von japanischer philosophischen Gesellschaft, war im September als japanischer Delegierter beim internationalen Philosophenkongress Venedig. Er ist hauptsächlich interessiert an Geschichte der Philosophie, hat geschrieben über Descartes und Spinoza; will den Unterricht in Philosophie in Japan beeinflussen, sodass mehr Beachtung zu westlicher Philosophie gegeben wird, besonders Amerika. Er hat viele Philosophen in U.S. besucht. 🕮 Er spricht gut englisch und deutsch, ist aber zurückhaltend in Äußerung von philosophischem Standpunkt, und noch mehr im Politischen; ich spreche aber über allerhand, auch was ich über die Weltlage denke, usw.) – 4-6 Vortrag Austin (als Department Colloquium, über „Intending“. Er vergleicht die 3 Fragen „intentionally“, „on purpose“ und „deliberately“, bringt zahllose Beispiele, wo sie zusammen anwendbar sind, oder nur eine, und dergleichen, ohne zu erklären, was ihre Bedeutung ist. Ich werde ungeduldig und geb. Endlich, gegen Ende der Stunde, sagt er, was sie bedeuten; aber hauptsächlich in idiomatischen Phrasen erläutert, die er immer wiederholt (z.B. „what are you doing?“ im Sinne von „welche Absicht hast Du “, oder auch „was bist Du up to?“). Das Ganze hätte er in 5 Minuten am Anfang erklären können. So war das Ganze recht unbefriedigend, obwohl er geschickt und fließend spricht. In der Diskussion kommt nichts Richtiges heraus. Die Einwände von Montague und David versteht er überhaupt nicht (sie waren auch nicht klar formuliert, ich dachte, vielleicht bin ich der einzige, der verstand, worauf sie hinaus wollten. – Das Ganze war sehr gut als Beispiel für Philosophieren.) Mia fährt mich hin und zurück.