60Tagebuch 1. I. 1957 – 4. III. 1959 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mi 22. X. 1958

Fraenkels Mengenlehre gelesen. – Sinders Exams gelesen. 🕮– 4 ½ – 8 Fraenkel und Frau hier (Ina holt sie ab vom Hotel in Hollywood. Später kommen: Abe und Iona Kaplan, Kalish (diese 3 nicht zum Essen), Mia, und Montague. Im Wohnzimmer, weil heute kühl. Fraenkel erzählt von seinem Buch und dem mit Bar-Hillel, und Bernays Buch (was ursprünglich zur Zusammenarbeit mit ihm gemeint war). Von dem Wunderknaben, den er in einer Kibbuz fand mit 11 Jahren, jetzt 13, der schon alle Mathematik versteht. – Für Bar-Hillels Promotion erbat er Briefe von amerikanischen Philosophen und Logikern; er sagte, zu seinem Erstaunen waren einige sehr kritisch. Ich bestätige sein gutes Urteil über Bar-Hillels Begabung; ich und Ina sagen, dass manche ihn hier zu kritisch fanden. – Seine Frau ist warmherzig; sie nimmt Brouwer in Schutz gegen sehr scharfe Verurteilung von ihm. Sie erzählt mir, dass er früher sehr an Lumbago gelitten hat; ein Doktor empfahl ihm, weniger zu tun; aber er war im Gegenteil immer mehr aktiv, und wurde es dadurch los. Sie waren jetzt in der Schweiz, und haben Berge bestiegen! Sie tadelt ihn immer, wenn er sagt, dass er recht alt ist; ich sage, dass Ina dasselbe bei mir tut. Ich gebe ihm die englische Logic‚ schreibe hinein, „dem noch jungen Freund“. Er ist auch 67. – Beim Essen stellt sich auf einmal heraus, dass sie Inas eigens vorbereitetes Käsesoufflé doch nicht essen können; ich sage, es enthält kein Fleisch; er sagt, es ist aber nicht in richtiger Weise oder am richtigen Platz gemacht; seine Frau will es erklären, aber er sagt, es ist zu kompliziert.) – Mia bis 9; hört noch mit uns Radio.