60Tagebuch 1. I. 1957 – 4. III. 1959 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mi 8. I. 1958

11-2 Menger hier (er war beim Tarski Symposium in Berkeley. Er beklagt sich, dass Tarski seinen Vortrag über physikalische Größen sehr kritisiert hat: nicht neu, und kein Fortschritt. Ich sage, dass Tarski überkritisch ist. Ich selbst erkläre ihm aber auch, dass die wesentliche Klärung über „Variable“ und „Funktion“ schon bei Frege ist. Er erklärt mir seine umständlich Explikation von physikalischen Größen (wie im Aufsatz Br. J. ‚54, und Aufsatz „Random var.“). Ich sage: besser, den Term „Funktion“ allgemeiner nehmen, das ist in Logik allgemein üblich, und Mathematiker nehmen es auch immer mehr an, z.B. bei Mengenfunktionen. Er lehnt es aber ab. Auch Churchs \(\lambda{}\)-Operator. Er hat in der Tat eine Notation, durch die er Bezeichnungen von mathematischen Funktionen ohne Verwendung von Variablen machen kann; ich sage: das hat manchmal Vorteile, wie in kombinatorischer Logik; aber in anderen Fällen ist Darstellung mit Variablen wünschenswert. Er gibt nicht leicht irgendetwas zu. Er klagt, dass Feigl, Hempel, Bergmann, usw. seine Sache nicht mehr unterstützen. – Er hat Grant von Nat. Sc. Foundation für Sommer, und sonst für Assistenten.) – 3 – 3 ½Wienpahl hier. (Er fragt Näheres über Wilkinson, besonders, ob der auch wirklich in Philosophie bleiben will; er wundert sich, warum er nach dem PhD nichts in Philosophie veröffentlicht hat. Auch über Bohnert, der bei ihm angesucht hat. Er sage, dass er zu Universität zurückkehren möchte, erzähle aber auch vom Schreibberuf; W. scheint nicht geneigt, ihn zu akzeptieren ohne Aussicht auf baldigen Ph.D. Er kennt Bohnert etwas von früher, wo W. an NYU war, Bohnert in Queens.)