60Tagebuch 1. I. 1957 – 4. III. 1959 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Fr 24. I. 1958

12 zu Dr. Mott (meine Wiederernennung ist noch unentschieden; jetzt schreiben wir Gesuche für Guggenheim usw., was ich nicht mehr tue. Er fragt nach Altersversorgung von Chicago und hier. Ich nenne einige Ziffern, sage: Ich weiß es nicht genau, Ina macht diese Sachen. Er: Da ist etwas phony; sicher weiß ich die Sachen ebenso gut wie Ina und mache die Entscheidungen. Ich: Die Entscheidungen machen wir zusammen; aufgrund der Ziffern habe ich mir ein Gesamtbild gemacht, nämlich dass wir uns nicht Sorgen machen müssen für die Zukunft; die einzelnen Ziffern vergesse ich dann wieder. Er: Das Gesamtbild ist die Hauptsache, und die Haltung in Bezug auf Z die Zukunft; vermutlich habe Ina eine weniger realistische Einstellung als ich. Ich: Nein, sie 🕮 denkt in solchen Sachen realistisch; aber ihre Gefühle sind mehr pessimistisch als meine.) – (Nachmittags David bei Ina, Deutsch gearbeitet; morgen ist sein Examen.) – Abends ging es Ina ziemlich gut, keine Schmerzen, nur an den Rippen etwas beim Husten. Dann kommt sie um 10h: Die Schmerzen sind auf einmal stärker, links von hinten nach vorn; sie meint aber, es ist doch nicht Pleurisy, weil sie sich nicht fiebrig fühlt; sie kann kaum sprechen und geht zu Bett. Ich gehe hinüber und richte einiges für sie; durch das lange Rumstehen (ich suche vergeblich nach dem Gummistöpsel für die V) werde ich arg müde, lege mich zwischendurch ins Bett, nehme ½ Miltown. Später nochmal hinüber, Hund herein geholt usw. Dann zu Bett. Ich bin deprimiert, dass ich auf Inas schlechtes Ergehen gleich mit so viel Tenseness und Angst reagiere.