60Tagebuch 1. I. 1957 – 4. III. 1959 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Sa 13. VII. 1957

12-3 Kaplan hier. (Auf meine Bitte erklärt er Zen Buddhismus. Er findet es ganz vereinbar mit wissenschaftlicher Haltung und Pragmatismus. Der Mystizismus dabei ist nicht vermengt, wie in Europa, mit Theologie und Metaphysik, sondern ein Erleben des Einswerden mit der Welt, verwandt zu Einsteins kosmischen Gefühlen.) – Mit Feigl über Physikalismus. (Ich mache Bemerkung zu Kapitel V und VI seines großen Artikels „Das Mentale und das Physische“ für Band II. Ich stimme mit seiner Identitätsthese überein. Aber ich würde vorziehen, die ganze Diskussion in der Metasprache zu machen. Denn in der Objektsprache können die Gegner mit Recht sagen: „Das Erleben und der Gehirnzustand sind nicht identisch“, das ist wahr in ihrer Sprache. Wir sollten daher lieber sagen: Wir schlagen eine neue Sprachform vor, in der die Identität gilt. Feigls Argumente, die er Evidenz für den Identitätssatz nennt, sollten besser genannt werden: Gründe für die Präferenz der zweiten Sprachform. Er stimmt im Grunde zu; er sagt 🕮 das hätte ich ihm schon seit Jahren gesagt. Ferner spreche ich Zweifel aus, ob es Sätze gibt, die nur das Erlebnis beschreiben; vielleicht besagt doch jeder Satz entweder mehr oder weniger, gewöhnlich beides.) – Ina bringt mit Dave Kaplan und Peter Tripodes das Hifi von Abe Kaplan, das sie uns für das Jahr, das sie auf der Weltreise sind, leihen wollen. (Ich stehe viel bei Kaplan, als er Sachen zusammenschraubt und helfe ihm, es halten usw.; dadurch werde ich übermäßig müde. Kaplan hat gesagt, Tripodes will keine Bezahlung. Ich gebe ihm „M&N“ 2. Auflage mit Mitschrift und Leuba-Wahrscheinlichkeit; er scheint sehr erfreut.) – Heute ziehe ich mich schon gegen 8 zurück. (Ich muss wieder ein weiteres Nemb. Nehmen, schlafe dann aber besser.)