60Tagebuch 1. I. 1957 – 4. III. 1959 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Fr 10. V. 1957

Vormittags kommen Zetkins, sitzen oben im Garten. – 12 zu Dr. Mott (In den letzten Tagen immer Besuch von Freunden. Zuweilen erregt es mich, sodass ich schlecht schlafe. Am 8. abends plötzlich Maria hier; ich auf bis 10. Dann lange nicht geschlafen. Er fragt, was ich dachte. Ich: mal Versenkung von Kriegsschiff. Er: gegen den dominierenden Vater. Ich: Konnte der Knabe wirklich denken, er war schuld am Tod des Vaters? Er: nicht realistisch, aber im Gefühl. Das kleine Kind fühlt sich machtvoll, indem es Entleerung tut oder zurückhält; das ist wie Bombe. Ich: Vernichtung „für gute Sache“. Er: ebenso gegen den Vater, und jetzt gegen Paul.) – Ich sitze bis 2h oben im Garten mit Kostja, wir warten auf Maria. – Weiter Ayer über „Revolution“ gelesen. Ich versuche, Einführung in Aufsatz „Justific.“ zu schreiben, aber ich bin nicht frisch genug dazu. – Zetkins gehen; wir drei haben Abendbrot; ich bis nach 8. 🕮 Später gebadet; ich richte mir zum ersten Mal selbst das Bad, rufe Ina nur zuletzt zum Haare Schäumen. – 11h 2 große Nemb.; 2:30 immer noch wach; 1 kleines Nemb., bis 3h gelesen. 6h aufgewacht durch Autolärm. Ich bin deprimiert über die schwierigen Tage und schimpfe und fluche laut über alles und alle. 7h stehe ich auf und wecke Ina im Wohnzimmer. (Sie hat 8h Dr.)

Dann wieder geschlafen bis 9.