60Tagebuch 1. I. 1957 – 4. III. 1959 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Do 7. XI. 1957

12-2 Department Meeting. – 4 – 5 ½Prof. Walter (er hat gearbeitet mit Boehner, war mit ihm Herausgeber der „Franziskanischen (?) Studies, ist Präsident der Assoz. für katholische Philosophie, kennt Bochenski. Er möchte AS aufstellen für die mittelalterliche Metaphysik, basiert auf Primitive wie „unendlich“, „ens“, „perfekt“, usw., und Modalitäten. Er redet viel, hört aber nicht gut zu. Ich frage mehrmals, in welchem der beiden Sinne „Proposition“ gemeint ist; anscheinend versteht er die Frage nicht, er antwortet immer mit philosophischen Thesen. Allerhand über Erkenntnistheorie, was mir nicht klar wird. Ich dachte, er hätte spezifische Fragen über sein Axiomensystem. Da er keine Frage stellt, komme ich schließlich selbst heraus, gebe ihm einige Ratschläge: für jede Konstante den logischen Typ angeben; komplizierte Begriffe besser definieren und als Prämissen nennen; die Prämissen wenigstens informal erklären; „Gott“ besser als Prädikat, nicht als Eigenname, um nicht durch Vokabular schon die Frage zu entscheiden; Modalitäten nur auf Propositionen anwenden, nicht auf Objekte. – Er geht jetzt für Vorträge nach Australien, will auch Prior in N. Z. besuchen.