60Tagebuch 1. I. 1957 – 4. III. 1959 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Fr 15. XI. 1957

12 zu Dr. Mott. (Gestern TV „Die getriebene couch“. Die Analysten sind auch menschlich. Über Mia und Ina, und meine „Rücksichten“. Er fragt nach Entscheidungen in der Weltregierung.) – Davidson-Suppes Buch über „Decision making“ gelesen. – 5:30-7 Suppes und Kalish hier (Suppes war hier einige Tage für Konferenz an Caltech, hat Vortrag im psychologischen Seminar gehalten über Methode. Ich spreche über ihr Buch, das ich soeben gelesen habe (sage aber nicht die 2 Einwände, siehe K, die mir erst nachher aufkommen. Ich sage, dass ich mehr interessiert bin an rationalem Verhalten, nämlich induktiver Logik; aber vielleicht könnten Experimente dafür Hinweise geben. Z.B. Wahl von \(\lambda{}\); aber nach den irrationalen Ergebnissen ihres Buches ist wohl wenig Hoffnung; höchstens mit Leuten, die schon über pr Psycho einiges wissen, aber nichts über Schätzung von Häufigkeit. Suppes schlägt vor, dass ich das mit Professor Atkinson bespreche, der jetzt full Professor in Psychologie hier ist, und der mit ihm gearbeitet hat; ich: ich habe keine Zeit dafür. Er sagt, vielleicht will er es machen mit einem Assist. Prof. Psychologie, der jetzt mit ihm arbeiten will. – Dann spricht er über seine neue Methodologie und axiomatische Überlegung über Messung; nicht sehr klar. Ferner über AS der relativistischen Kinematik; er will es so machen, dass schon die Axiome (1) Reversibilität und (2) parity 🕮 unmöglich machen. Ich äußere Bedenken, ob das nicht zu viel sagt. Er ist nicht sehr klar, spricht hastig. So kommt nicht allzuviel beim ganzen Gespräch heraus. Er ist mehr interessiert, mit seinen vielen Projekten zu glänzen, als wirklich aus Bemerkungen anderer zu lernen.) – Abends etwas tense.