59Tagebuch 30. VIII. 1954 – 31. XII. 1956 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Sa 12. V. 1956

10-1 Mathews und Kuhns hier (auch über linearen Raum, zum ersten Mal). – 4-7 unsere erste Tea Party: Miller, Robsons, Yost (ohne Frau); Mia. (Die Regale sind noch ohne Bücher; aber sonst sieht es schon nett aus. Wir zeigen allen das Haus und Garten. Miller will im Okt. nach England fahren, wo Tochter und Schwiegersohn sein werden. Yost sagt, er hat unzählige Aufsätze über Träume und Halluzinationen gelesen, auch solche von Psychiatern und Psychoanalytikern; die letzteren seien unverständlich und Unsinn (er redet in kruden Termen, versteht anscheinend nichts von der Sache.) Ich lächle nur, sage aber nichts dazu, auch Ina nicht. Miller fragt, warum er Träume und Halluz. für Philosophie studiert; er sagt, weil die Wittgensteinianer etwas über Träume sagen, was er widerlegen will. Ich: Was sagen sie? Er: Dass es sinnlos ist, zu sagen, dass es wichtig ist, ob ein menschlich wirklich das geträumt hat, was er glaubt sich zu erinnern. Nachdem alle weg sind, fährt er unermüdlich fort, mir das zu erklären. Mir aber scheint, dass empirische Evidenz nicht relevant ist für Fragen von Sinnlosigkeit. Das gibt er zu, aber er meint doch, dass dies der Weg ist, sie zu widerlegen.) – Abends Ina Zärtlichkeit; aber mich stört, dass TV noch sichtlos ist; darüber gibt es Spannung.