59Tagebuch 30. VIII. 1954 – 31. XII. 1956 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Fr 2. III. 1956

Wir besehen mit Mr. Solo das Haus an Sycam.; es gefällt mir, aber Ina nicht. – 12 ½ – 2 ½Rachel hier. (Über ihre Zukunft. Sie wartet ab, was sich in ihr selbst entwickelt.) – 5 ½ Ina kommt zurück mit Rachel. (Ich sage, dass ich zu schüchtern war, sonst hätte ich sie jedes Mal geküsst. Dann, als B-H kommt und sie küsst, tu ich es auch, und nochmal.) 6 – 9 ½Bar-Hillel hier. (Bis 7 mit ihm über seinen Aufsatz Idiome, und über sein Memorandum über Suchmaschinen. Ich sage, vielleicht ist er zu kritisch, einige der kritisierten Auffassungen lassen sich vernünftig interpretieren. 🕮 Aber er meint, wie sie die Ideen wirklich anwenden wollen, das ist alles unglaublich verkehrt und konfus. Über Übersetzungsmaschinen; seine jetzige Idee ist, dass die Maschine nur Wort für Wort übersetzt, ohne Rücksicht auf Grammatik, aber grammatische Form anzeigt, und dann der Posteditor die Umformung in englische Sätze macht. Der größte Teil der Kosten ist das Abtippen des Originals; das wird vermieden, wenn man eine Druckrecognition-Maschine baut; die wird jetzt entwickelt, auch für Gebrauch von Briefen.) – 7-9 sitzen wir vier am Tisch. (Ina erwähnt, dass er gesagt hat, er wäre ein wünschenswerterer Ehemann als Rachel sonst wahrscheinlich finden könnte. Darauf sage ich, dass Ina eine bessere Ehefrau ist als ich ein Ehemann; und ebenso Rachel besser als er. Logiker sind allgemein schwierig; und wir haben nochmal besondere Schwierigkeiten. Ina kommt aus der Küche und küßt mich und sagt, das habe ich sehr gut über Rachel gesagt. Sie planen morgen abend auf den Mount Wilson zu fahren. Mir tut es leid, weil das der letzte Abend ist. Er sagt, wenn er und ich nicht fertig werden mit den Diskussionen, könnte Rachel alleine mit Thompson und Frau hinauffahren. Sie lehnt entschieden ab. Ich sage, vielleicht könnte sie sich an ihm rächen, indem sie ihn allein hinauf schickt. Ihm liegt viel an der Fahrt, und darum wird sie auch mitfahren. Ich lass sie ihre Adresse aufschreiben. Ich sage ich bin sehr schlechter Briefschreiber, aber ich möchte so gern von ihr hören, um zu wissen, wie sie wirklich fühlt. – Sie sagt mal, (oder er), sie könne nur einen Israeli heiraten. Ich sage, ich hatte nachgedacht, wenn ich jung wäre, ob ich sie wohl heiraten würde; also das wäre unmöglich. Sie sagt, es muss nicht ein Israeli sein, aber sie wolle nur in Israel leben, weil sie das Land sie liebt.) Zum Abschied küsse ich sie wieder. – Später spreche ich noch lange mit Ina über die beiden und ihre Probleme. (Ina meint, selbst wenn B-H. wollte, wäre sie nicht sicher, ob sie wünschen wollte, dass Rachel ihn heiratet; er sei so unzuverlässig und könnte plötzlich mal wieder zu Shulamith zurück wollen.) 🕮