59Tagebuch 30. VIII. 1954 – 31. XII. 1956 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Sa 17. XI. 1956

Autobiographie diktiert (§G fertig, über Zirkel). – 11 ½ – 1 ½ Bohnert hier. (Über semantische Regeln für seine theoretische Sprache. – Dr. Hacker hat ihm allerhand Tests geben lassen, Rorschach TAT‚IQ (hier war er merkwürdiger schwach in elementarer Arithmetik). Ina kommt; Bohnert hat Lunch mit uns. – Dann fahren wir zu Moore, ich besehe das neue Auto; ich finde das Grün zwar etwas stark, aber nicht unangenehm. (Es stellt sich heraus, dass die ursprüngliche Dealer das Auto nicht mehr zurücknehmen würde. So beschließen wir, es zu nehmen. Wenn wir uns nicht ganz an die Farbe gewöhnen, können wir es neu lassen.) –Bohnert kommt nochmal (weil er plötzlich große Schwierigkeit sieht in seiner Sprachform mit Existenzoperator. Ich zeige ihm, dass mit den Sätzen in seiner Sprache selbst alles in Ordnung ist. Aber er zeigt auf, richtig, dass ein Wissenschaftler dann auch alle singulären Sätze in das einschließen muss. Ich schlage vor, um diese sehr umständliche Formulierungen zu vermeiden, doch theoretische Konfigzu verwenden, aber als „uneigentliche“; das ist viel ähnlicher der wirklichen Sprache der Physiker. Seine Existenzform ist trotzdem gut und nötig, wenn man sagen will, was die Gesamtbeobachtung eines Wissenschaftlers ist, über Gesetze und Fakten zusammen, in vollständig interpretierter Sprache. – Auch über induktive Logik; ich: basiert auf physikalischem Frame; er möchte es doch lieber basieren auf Beobachtungssprache, weil dort die Evidenz ausgedrückt wird.) Wir behalten ihn zum Abendbrot. Bis 7 ½. 🕮