59Tagebuch 30. VIII. 1954 – 31. XII. 1956 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mo 16. V. 1955

Die Muskeln sind empfindlich, besonders hinten links. Ganz kurz aufgestanden; jedes Mal wenn ich auf das linke Bein gehe, spüre ich die Muskeln auf der linken Seite des Rückens, nicht Schmerz, nur tense; aber das macht mich doch ängstlich und ich lege mich gleich wieder hin. – Ich telefoniere mit Dr. Kupper (ich sage, ich kann heute nicht kommen; er rät , Dr. Forde kommen zu lassen, obwohl ich sage, dass ich selbst glaube, dass nichts Organisches ist.) Ich rufe Dr. Forde an, (sage, dass ich glaube, dass er doch nichts feststellen kann und dass es vielleicht am besten ist, dass wir zunächst sehen, ob es nicht in einigen Tagen über ist; er stimmt zu.) Ich rufe nochmal Dr. Kupper an (er sagt, er würde doch vorziehen, dass Dr. Forde mich sieht; das Handauflegen und Zusicherung würde mir gut tun; und es wäre besser für die Therapie, wenn er selbst nicht käme, darum besser Dr. Forde.) Ich rufe wieder Dr. Forde an; er kommt ca 3h. (Ich erzähle von den Schmerzen am Donnerstag und Freitag; nur schwach und kurze Schmerzen, aber für mich erschreckend; und heute morgen Empfindlichkeit in Muskeln. Er sagt, ich scheine ein starker Anhänger der Psychoanalyse zu sein; ich sage, sie hat mir sehr viel geholfen hat . Er macht die üblichen Versuche mit Heben meiner Beine; dabei kein Schmerz im Rücken. Er betastet das Rückgrat und klopft jeden Wirbel an; dabei keine Schmerzen. Ich zeige ihm einige empfindliche Punkte auf den Seiten am Beckenknochen. Er sagt abschließend: Die complaints sind minimal; daher glaubt er nicht, dass etwas Organisches da ist. Bei Diskanfall würde er ein bis zwei Wochen Ruhe raten. Hier dagegen meint er, ich könne ganz bald wieder aktiv sein. Er rät jetzt, und immer, wenn Muskelschmerzen auftreten, 2 Aspirins viermal am Tage. Er meint, ich werde vielleicht morgen schon anfangen können, wieder aufzustehen; ich sage: morgen nachmittag Klasse; er sagt: vielleicht kann ich das dann schon. Er erwägt ol für später mal, gegen Krämpfe. Wir fragen über B12 Injektion; er ist nicht dafür. Er rät: Brett im Bett. Auch Wärme mit Heizkissen usw., wenn Schmerzen. Er will kein Prescript für Empa-Cod geben; wohl aber für Nembutal.) – Später kommen Kalish und seine Freundin 🕮für Nembutal (Micheline Mahieux?); er hilft Ina, das Brett unter die Matratze tun. – Später mal ganz kurz auf. Es geht etwas besser, aber doch noch tense und zittrig. Auf Inas Rat beschließe ich jetzt schon, morgen das Seminar abzusagen; daraufhin bin ich ruhiger. – Abends gutes Gespräch mit Ina im Arm; und Musik. Ich fühle mich besser. – 11h 2 Nemb; gut geschlafen.