59Tagebuch 30. VIII. 1954 – 31. XII. 1956 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag So 10. IV. 1955

11-1 Kaplan hier. (Ich sage ihm, dass, als er im Febr. verschwand, es mir leid tat, dass wir nicht mehr zusammen gewesen waren, auch persönlich. Ich frage, wieviel davon an mir lag. Ina sagt immer, ich wirke over-awing; wo ich doch solchen Eindruck gewiss nicht geben möchte. Er stimmt Ina etwas zu: Ich sage nur die Postulate und überlasse es anderen, die Implikation zu ziehen. Er sagt, wie er doch das Vatergefühl mir gegenüber nicht loswerden kann. Ich sage ihm, dass ich zuweilen ihn als Sohn, aber auch als Vater empfinde; aber ich will doch mit ihm auf gleicher Stufe sein. Auch über die Chicago Zeit: Er ist nur ein oder zwei Mal zu uns gekommen; Ich sei willig gewesen, mit ihm und anderen zu sprechen, aber doch als ein Opfer an Zeit . – Ina ist zeitweise dabei. Er bestätigt auf ihre Frage, dass er manchmal sehr zurückhaltend ist über sich zu sprechen und dann wieder viel spricht und es nachher bedauert. – Falls Princeton ihm Angebot macht, würde er es sehr anziehend finden. Auf meine Frage sagt er, dass Promotion hier ein wesentlicher Faktor für Assoziation sein würde.) Ich bin froh, persönlicher mit ihm gesprochen zu haben und dadurch jetzt natürlicheren Kontakt mit ihm zu haben; und er scheint sich auch darüber zu freuen. (Nachher sprechen wir noch über meine Idee von Glaubenssätzen mit 3 Zeichen; er findet diese Idee plausibel für einen Begriff; außerdem aber sei eine wohl auch wichtig, der die Form des Glaubens berücksichtigt; hierfür vielleicht mein Satz über Satz, wie in M+N.) Nachmittags ms Feys für Schilpp gelesen. – 6 ½ – 8 ½HelHelmers hier. Mrs. Gershwin und Tochter sind gestern abgereist; sie sind erleichtert.) Ich bin etwas müde dabei. – Nachts 1h drittes Nemb. Dann gut geschlafen.