59Tagebuch 30. VIII. 1954 – 31. XII. 1956 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mo 12. XII. 1955

Nachmittags letztes Mal zu Dr. Kupper! (Ich sage, die 2 Wochen ohne ihn ging es gut, ich fühle mich unabhängiger; ich erzähle vom Abendmeeting bei Kaplan und Anderes. Er: Das klingt, als wollte ich bald aufhören. Ich: Ja, ich wollte vorschlagen, nächsten Mo die letzte Sitzung zu haben. Er scheint erfreut, er sagt: nächstes Mal oder auch heute. Ich: Ja, heute! Ich fasse nochmal zusammen, wieviel ich von diesem Jahr gehabt habe. Er sagt, ich habe es selbst getan; dass ich den Mut hatte, mich hineinzubegeben, und dass ich durchhielt. Später sage ich, dass ich etwas traurig fühle, und er sagt, wenn ich will, können wir natürlich noch nächstes Mal zusammenkommen. Aber ich sage: Nein, es ist am besten, jetzt zu beenden; sonst wird die Schwierigkeit des Abschieds 🕮 nur noch vervielfältigt. Er sagt, er möchte, dass ich für die nächsten 6 Monate möglichst allein auszukommen versuche; im Notfall könnte ich ihn für ein Treffen anrufen; es wäre aber besser, wenn ich es fertig brächte, allein fertig zu werden, auch wenn Schwierigkeiten kämen und ich darunter litte; nach 6 Monaten möchte er mich sehen und hören wie es ging; ich soll dann anrufen für Verabredung; vormittags 10 Minuten vor der vollen Stunde ist die beste Zeit, oft auch nachmittags so. Zum Schluß danke ich ihm nochmal. Ich gehe hinaus mit einer Mischung von Stolz und Selbstständigkeitsgefühl und Betrübtheit.) – Office (Dave Kaplan. Miss Jacobson, Anthropologie, will .)