59Tagebuch 30. VIII. 1954 – 31. XII. 1956 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Do 23. IX. 1954

1-2 Departmentmeeting ( in Red Log; Ina fährt mich hin und zurück. – Zum Schluß sage ich, dass ich glücklich bin, hier zu sein, bedaure, dass nicht an Lunchen und morgen abend zur Party kommen kann, und schlage Vornamen vor; meine Freunde sagen „Carnap“ vor, weil meine Frau „Rudolf“ nicht mag.) – 4 – 8 ½ (dazwischen ½ Stunde) Zetkins hier. (Sie haben Reise im Auto durchs ganze Land gemacht, bis British Columbia. Jetzt suchen sie Stelle für Gertrud als psychiatric aid; er hat soc. sec. Sie haben sich umgeschaut in Seattle und Berkeley; haben vergeblich versucht, hier bis zu Psychiatern in Sanatorien vorzudringen. – Ich erzähle von meiner 🕮 Analyse; sie sind sehr interessiert. Gertrud sagt, Analyse bis Erfolg dauert doch sonst mindestens 4 Jahre; allerdings geht es bei psychosomatischen Fällen oft schneller; sie waren erstaunt, dass ich herumging und sie draußen empfing. Klopfer nennt ihnen einen Direktor eines Sanatoriums, wo sie sich auf ihn berufen sollen.) Inzwischen 6-6:30 Professor Bruno Klopfer hier. (Er erzählt von Gertrud Cloos: mit dem Mann, der sie damals anstellte, lebt sie seit 17 Jahren zusammen; er ist Fotograf, arbeitet in Erlangen; sie wohnt in Häuschen im Taunus. Der Sohn ist im Krieg gefallen. Lisa hat sich gut entwickelt; die andere Tochter aber schwierig. Martin Vogel hat sie ins Gefängnis gebracht, ist später bei Autounfall umgekommen. Finanziell geht es ihnen jetzt gut, sie haben aber schwere Zeiten durchgemacht. – Er braucht nur ein Semester zu unterrichten, jetzt wo er Full Professor geworden ist; dann werden sie den Rest des Jahres in Carmel wohnen. Er ist warmherzig, umgänglich, bayerisch. Sein Neffe fährt ihn jetzt; hat BA in Philosophie gemacht, hat jetzt Job.) – 10:30 2 Nembs, 11h drittes. Dann gut geschlafen.