58Tagebuch 22. IX. 1952 – 30. VIII. 1954 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag So 22. VIII. 1954

10 ½ – 6 ½Kemeny hier. 🕮Vor- und nachmittags Diskussion mit Kemeny. Kurz über mein „Intension“ ms; er stimmt mir zu gegen Quine, bedauert, dass Hempel so stark beeinflußt ist von Quine; er sagt gegen Quine, dass dieser Wert usw. akzeptiert, aber nicht analytisch usw., ist erstaunlich; er sagt, er versteht die letzteren Begriffe nicht, ebenso könnte einer die ersteren anzunehmen sich weigern. –Kurz über Entropie. Er gibt zu, dass da ein physikalischer Begriff; ich stimme ihm zu, dass der Betrag an Arbeit, den man gewinnen kann, außer von diesem physikalischen Wert (den man, scheint mir, Entropie nennen sollte) auch noch von Information und Feinheit der technischen Mittel abhängt; er meint, die klassischen Physiker meinten stillschweigend beliebig feine technische Mittel. – Über seinen Plan einer Monographie über induktive Logik für Mathematiker, vielleicht in Princeton Sammlung. Ich stimme ihm zu, dass es am besten ist, nicht zu versuchen, unsere Ideen zu trennen, sondern im Vorwort zu sagen, dass wir das über die Familien gemeinsam erarbeitet haben; und er will sagen, dass mein Buch die Grundlage ist. – Über seinen Semantikaufsatz. Er weiß nicht, wie er da den Credit trennen soll; ich sage, die Modelle anstatt st.-d. und die Meaningpostulate sind sicherlich sein Beitrag. – In der letzten Stunde kommen wir endlich zu induktiver Logik. Er verteidigt unsere Methode der linearen Kombination von m-Funktionen gegen Putnams Einwand. Ich berichte über meine Unterschungen in den letzten Monaten über geordnete Familien. Er kann nur noch kurz einige Andeutungen machen über mögliche Form der Funktion für s = 2.) –Dr. Benesch kommt ihn abholen; er ist bei Bell Tel Co. 2 ½ + 1 ½ + 3 + 1 ½ Stunden! Zum Abendbrot mit Hempel Beim Lunch fragt Kemeny über Analyse. Ich sage, wie gut sie mir geholfen hat, auch im Psychologischen. – Zum Abendbrot kommt Hempel. Nachher beim herzlichen Abschied umarmen wir uns (auf Inas Anregung); er drückt so fest, dass es mir im Rücken weh tut, aber harmlos, nur der Druck seiner Hand; vor Schreck schreie ich aber „Au“. – 3 Nemb. 🕮