58Tagebuch 22. IX. 1952 – 30. VIII. 1954 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mi 2. VI. 1954

Ina verknaxt den linken Fuß; zum Glück hat sie schon gestern Matratze usw. im Auto hergerichtet. – 1:20 Abfahrt, ich liege im Auto, über Camden nach Philadelphia, 1¾ Stunde. (Zuerst auf der kleinen Straße stört mich das Rütteln, aber später bin ich gut relaxed liegend auf Matratze und aufgeblasener Gummimatratze. Im Hotel Penn-Sherwood ist ein Zimmer reserviert; ich kann mich 1 Stunde ausruhen; dabei kurz Television angeschaut: McCarthy und Cohn sprechen; das Bild ist deutlicher als ich gedacht hätte.) Richard Martin kommt (sie hatten mir geschrieben, dass Swivelstuhl arrangiert wäre; aber auf einmal ist keiner zu finden, schließlich einer ohne Armlehnen. Dadurch wird der Anfang 20 Minuten verzögert.) Mein Vortrag, im Clubzimmer der Bell Telefon Leute, für die Martin diesen Kurs über Philosophie der Wissenschaft arrangiert hat. (Über „einige Fragen der Semantik“: die 3 Arten von meaning. Ich wollte noch über Betrag von Information, aber dazu war schon keine Zeit mehr. Stattdessen ausführlich über Rolle der Wissenschaft für das praktische Leben; sie bestimmt nur Mittel, nicht Ziel; mit Anwendung auf politische Diskussion. Dabei Zwischenfragen, und am Ende Diskussion, über den wissenschaftlichen Charakter unserer Zivilisation, und ob ein Physiker der für Atombombe mithilft, Verantwortung hat; ich sage: ja.) Martin sagt, der Vortrag war ausgezeichnet als Abschluss seines Kurses. Ich fühlte mich ganz entspannt, sah meine Notizen gar nicht an, und sprach frei. –🕮 Wir sind beide froh, dass dies erste Abenteuer einer Vortragsreise so gut gegangen ist. Alles ging viel leichter, als ich gedacht hatte. Allerdings war es auch sehr erleichtert dadurch, dass ich ein Zimmer hatte ganz nahe zu dem Raum für den Vortrag. –Abends getanzt; mir kommt vor, dass ich mich besonders leicht bewegen kann. – 3 Nemb.