58Tagebuch 22. IX. 1952 – 30. VIII. 1954 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Sa 15. V. 1954

Alleine spazieren, 34 Minuten, Waldweg rechts bis Gabelung. Auf dem Rückweg kommt Rand entgegen. – Mittags 1 ½ Stunde, mit Rand. (Sie sagt, sie glaubt, Gödel hat nicht einfach Paranoia, sondern paranoide Schizophrenie; sie fürchtet, dass das nicht lange latent bleiben wird.) – Nachmittags 1 ½ Stunde gesessen mit Morton White und Frau, und Rand. (White sagt, dass Präs. Pusey102Nathan Marsh Pusey (1907-2001), von 1953-1971 Präsident der Universität HarvardPushey energischer für akademische Freiheit eintreten wird als Conant. Aber er und Quine bedauern, dass die wissenschaftliche Haltung von Conant ersetzt ist durch die religiöse von Pusey; dass sei gegen den Willen der Faculty getan worden. Er sagt, er glaubt nicht das Gerücht, dass die Trustees auf Conant Druck ausgeübt haben, zu resignieren. Im Philosophiedepartment seien jetzt nur Demos103vermutlich Raphael Demos (1892-1968)und Wild auf der anderen Seite; aber Williams (und bisher Lewis) versuchen, Gleichgewicht herzustellen und voten daher oft mit der anderen Seite. Er sagt, alle sind erstaunt über Williams politische Entwicklung und können es nicht erklären.) – Abends 1 Stunde, mit Rand. (Sie meint, Gödel hätte vielleicht das Bedürfnis, sich persönlich mit mir auszusprechen; vielleicht hülfe ihm es ihm, 🕮\Rand Opp.s erster Vortrag\ wenn ich ihm klar machte, dass kein Grund für eine Furcht vor Vergiftung besteht. Ina glaubt das nicht, und ich bin auch sehr zweifelhaft.) – Abends zusammen. – 12h drittes Nemb; gut geschlafen.