RUDOLF CARNAP. Tagebücher und Leselisten. 1908–1919 |
Mit Ina spazieren 27 Minuten, bis Straßenecke hinter Cherniss Haus. Mittags 60 Minuten. Miss Sachs 1 ½ – 5 (zum Lunch; ich sitze auf. Ich erzähle von meinem Rorschach und TAT Test; sie sagt aber nichts von ihrer Analyse.) – Nachmittags spüre ich ein wenig den Rücken beim Herumgehen. Beim Abendessen tense. Nur etwa 20 Minuten gesessen. Nachher geht Ina eine Weile zu Selberg. Ich fühle mit dem Finger am Rückgrat entlang, es ist druckempfindlich oberhalb des Kreuzes längs mehrerer Wirbel; ebenso von rechts. Es deprimiert mich etwas. Das ist kein Muskelkrampf; kann es doch etwas am Rückgrat oder den Nerven sein? Ich sage mir, es ist nichts Ernstliches; aber es drückt auf die Stimmung; ich bin es so leid, immer wieder diese Fürchte und Sorgen und übertriebenenen Gefühle bei Schmerzen. Und heute morgen bei dem langen Spaziergang fühlte ich mich so erhoben und stark! Ina kommt, und ich erzähle ihr alles, auch dass ich trotzdem ins Badezimmer gegangen bin, und sie lobt mich dafür. Sie legt sich zu mir und tröstet mich mit Zärtlichkeit. Dann schöne Mozartmusik: das schöne Violinkonzert und dann die Sinfoniekonzerte. Ich vergieße viele Tränen