58Tagebuch 22. IX. 1952 – 30. VIII. 1954 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag So 7. II. 1954

Mit Ina spazieren 27 Minuten, bis Straßenecke hinter Cherniss Haus. Mittags 60 Minuten. Miss Sachs 1 ½ – 5 (zum Lunch; ich sitze auf. Ich erzähle von meinem Rorschach und TAT Test; sie sagt aber nichts von ihrer Analyse.) – Nachmittags spüre ich ein wenig den Rücken beim Herumgehen. Beim Abendessen tense. Nur etwa 20 Minuten gesessen. Nachher geht Ina eine Weile zu Selberg. Ich fühle mit dem Finger am Rückgrat entlang, es ist druckempfindlich oberhalb des Kreuzes längs mehrerer Wirbel; ebenso von rechts. Es deprimiert mich etwas. Das ist kein Muskelkrampf; kann es doch etwas am Rückgrat oder den Nerven sein? Ich sage mir, es ist nichts Ernstliches; aber es drückt auf die Stimmung; ich bin es so leid, immer wieder diese Fürchte und Sorgen und übertriebenenen Gefühle bei Schmerzen. Und heute morgen bei dem langen Spaziergang fühlte ich mich so erhoben und stark! Ina kommt, und ich erzähle ihr alles, auch dass ich trotzdem ins Badezimmer gegangen bin, und sie lobt mich dafür. Sie legt sich zu mir und tröstet mich mit Zärtlichkeit. Dann schöne Mozartmusik: das schöne Violinkonzert und dann die Sinfoniekonzerte. Ich vergieße viele Tränen 🕮 das tut gut; auch Inas Zärtlichkeit und mein Response dazu. Schließlich stehe ich auf und tanze; ich wollte nur ein paar Schritte, um ein besseres Gefühl zu bekommen; aber es ging so gut und tat so gut; ich war erstaunt, wie leicht ich mich bewegen konnte, und ich strahlte über das ganze Gesicht; und dann küsste ich Ina sehr herzlich. Nachher fühlte ich mich viel besser. Ich spürte zuweilen noch ein wenig den Rücken, war aber in guter Stimmung. (Daher fühlte ich auch mal zum Vergleich die Unterarme; da waren auch manche Stellen auf den Knochen etwas druckempfindlich; und Ina sagte, bei ihr am Rücken und Armen ebenso; und bei mir an den Halswirbeln am meisten, wie immer; das war eine Beruhigung.) – Zur Beschwichtigung Algoc; und 3 Nemb. – Gut geschlafen, morgens ein Traum.