58Tagebuch 22. IX. 1952 – 30. VIII. 1954 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mi 15. VII. 1953

Ich fühle mich besser als gestern (gewöhnlich besser in der Frühe, erst während des Tages kommen Spannungen und Muskelempfindlichkeit). Bis zur Tür gegangen. Ina hat den Eindruck, dass ich ganz leicht gehe und sagt: „Und nun in das zweite Zimmer“. Aber ich bin zu tense. Es scheint mir aber, dass ich beim Zurückgehen mich einigermaßen entspannen kann. Ich sehe mein Handtuch auf dem Kopfkissen verknuddelt und ein verknuddeltes Kleenex nahe beim Kissen; ichoOriginal es. denke, Ina sollte das in Ordnung bringen aber es ist zu spät. Während ich am Bett stehe, schon herumgedreht, und mich hinsetzen will, plötzlich Schmerz im Kreuz. Ich Der Schmerz 🕮 ist nicht stark, aber ich erschrecke doch und schreie „au“. Ina sagt: „Du bist ja schon am Bett“. Ich setze mich hin, fege mit der Hand das Kleenex hinaus und lege mich hin. Nach einigen Sekunden ist mir schon besser und ich sage: „Es ist alright“; aber Schweiß ist doch ausgebrochen. Ina sagt, ich möchte wohl nicht, wie der Flieger, der nach einem Schock gleich wieder losfliegt, wieder aufstehen? Ich lehne das ab, mit Resentment; ich sage, ich weiß doch aus Erfahrung, dass der Krampf leicht wiederkommt, wenn man am selben Tag wieder aufsteht. Ich spiele mit Muskeln von Beinen usw., oder Bewegung; bald kann ich mich schon wieder rechts und links drehen. Ich glaube, heute war der Schmerz und das Erschrecken weniger als letztes Mal (26. 6.); und ich bin und nicht so deprimiert wie damals. – Heute geht es mit Muskeln sogar besser als gestern! (Kein Algoc oder Cod) Ich nehme nicht großes Schreibbrett, weil ich da zu steif liege, sondern kleines, und bewege mich inzwischen öfters in andere Lagen. Daher Stimmung besser als gestern (aber ist das die Ursache, nicht die Wirkung?) – Der Darm drängt nachmittags und abends, aber ich möchte es auf morgen verschieben, wegen Rückenschmerz heute. Aber nachts 1h plagt es mich so; Ina kommt, Bedpan, es geht gut, aber mit großer Mühe. – Bis 2 ½ wach. – Später geschlafen. Und lange Träume.