58Tagebuch 22. IX. 1952 – 30. VIII. 1954 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Do 31. XII. 1953

(Ina vormittags zum Job.) 2h kommt Myhill (die telefonische Verständigung hat nicht funktioniert, weil wir noch nicht verbunden sind. Ina gibt ihm Lunch; ich ½ Stunde Nap. Dann bis 3 ½ gesprochen. Sein Hauptanliegen: Wie die Chancen mit LA sind; Perry hat seit einigen Wochen größeres Interesse gezeigt. Das Yale Department sei nicht nur interesselos, wie Chic, an technischer Logik, sondern sogar feindlich. Er hat mit Maclane und Halmos gemeinsame Interessen gefunden, und ein gemeinsames Seminar gemacht, wo er aber die Hauptarbeit hat; aber das mathematische Department würde wohl doch nicht eine gemeinsame Ernennung machen, weil er nicht genug in Mathematik trainiert ist. – Er will heute nicht über Probleme sprechen. Er will mir Plan für Schilppaufsatz schicken; es ist Kritik an Inhalt und Extensionsmethode und Vorschlag einer 🕮 besseren Methode, wovon er hofft, mich zu überzeugen.) – 3 ½ – 6 Feigl und Kasperle hier. (Anfangs noch Myhill; Ina meist in anderem Haus, um Gödel für ihn anzurufen; aber der kann nicht so plötzlich. Dann bringt Ina ihn zur Bahn. – Wir sprechen einiges Persönliche. Dann erzähle ich Feigl etwas über Entropieaufsatz und Gespräch mit Einstein. Ina über ihren Job. Ina hat den Eindruck, dass Kasperle jetzt skeptisch über Analyse ist; sie habe auch jetzt auch so harte Hände. Feigl sagt, das Center will noch ein und vielleicht zwei weitere Jahre über Psychologie arbeiten. Er will aber weiter versuchen, Geld zu finden, um mir Dauerstellung ohne Lehrverpflichtung zu schaffen.) – Heute morgen war ich etwas tense und Muskeln empfindlich; auf Inas Rat mittags noch ½ Dex genommen. – Abends schöne Mozartmusik; endlich mal wieder, das tut der Seele gut; dazu ein wenig getanzt; die Tenseness von heute morgen ist verschwunden (sie kam vielleicht durch Selbstvorwürfe wegen letzter Nacht). Wir hatten ein gutes Jahr zusammen, und wir schauen mit Zuversicht auf das nächste. – 3 Nemb.

I / 1954