58Tagebuch 22. IX. 1952 – 30. VIII. 1954 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag So 22. XI. 1953

Gleich aufgestanden zum Waschen, obwohl Ina schon viel herumgeht. Sie hat immer noch Rippenschmerzen, kann die Arme nicht heben. – Ich schreibe mit Hand zwei Briefe an Kaplan, einen persönlichen. – 5-6 Aldrich (er ist dieses Jahr frei von Unterricht, Ford Foundation, reist herum für Kontakt mit anderen Philosophen; dann zurück. Sein Buch über meaning ist beinahe fertig: religiöser Sinn, poetischer, buchstäblicher (Wissenschaft), und metaphysischer; alles entwickelt aufgrund der wirklichen Erfahrungen. Ich warne ihn vor der Gefahr der phänomenologischen Sprache; er sagt, er lehnt Sinnesdaten ab als Abstraktion.) – Abends sitzt Ina hier, spricht lang über Analyse. (Welche Veränderungen ich in mir sehe? Ich: freie Gefühle, und freiere Äußerung davon. Sie sagt, ich sei aber nicht aggressiv genug, nehme immer noch alle Leute gegen ihre Kritik in Schutz. Ich: Ich will offen und kritisch sein, aber nicht aggressiv. Aber dieses Wort wird von den Analytikern anscheinend im weiteren Sinne verwendet, nicht nur tadelnd, sondern für jede energische Aktivität, z. B. Sex. Schließlich kommt etwas Verstimmung, weil ich sage, dass es genug ist für heute.) – 3 Nemb. Nachts Wind, das Plastik am Screen flattert; ich nehme Wachs; das hilft, aber ich kann nicht schlafen, lese schließlich noch bis 3:30. 🕮