55Tagebuch 28. XII. 1950 – 28. XII. 1951 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Sa 21. VII. 1951

Ina schreibt ganzen Tag Brief an YamiPYami. (Wir besprechen den Entwurf ausführlich durch. Der Brief gibt unsere Gesichtspunkte, ruhig und sachlich, und betont besonders, dass sie es nicht persönlich auffassen soll, und dass die legale Frage die persönliche Beziehung nicht zu stören braucht.) Um 7h, nach dem Abendspaziergang, bringe ich YamiPYami den Brief. Sie ist ganz freundlich, erzählt mir allerhand Sachen, usw. Wir sind froh, dass sie anscheinend die Hostilität aufgeben will. Aber während wir beim Abendbrot sitzen, kommt sie plötzlich🕮 herein und redet sehr aufgeregt. (FullertonPFullerton, Rechtsanwalt sei ein Esel; sie beklagt sich besonders über die Parking Bemerkung von ihm. Ich sage, dass er das missverstanden hat. Dann über unseren Brief, sehr zornig; schließlich zerreißt sie ihn in Fetzen. Sie sagt, sie hat mit einem City engineer gesprochen; der hat gesagt: sie braucht uns nur einen Weg zu geben, nicht ein loop; und sie braucht nur Durchfahrt zu hosten, nicht Parken auf ihrem Grundstück; sie und sie dürfe einen Zaun um ihr Areal machen, mit Tür für uns. Das wolle sie auch tun! Sie redet so heftig, dass ich nur mit Mühe hie und da eine kurze Erwiderung einschieben kann. Schließlich beklagt sie sich bitter, dass sie uns doch 1000 mal Gefallen und Hilfe gegeben habe. Sie sei nicht unreasonable, wie wir das ansehen; aber wir seien unreasonable und eigensinnig und unpleasant. Dann braust sie ab.) Wir sind beide ganz zervor Enttäuschung, dass unser versöhnlich gemeinter Brief soeOriginal sie. heftige Reaktionen hervorruft. Wir sprechen noch lange darüber; auch über die Gefahr, dass sie Marni oder dem Haus oder dem Auto oder uns etwas antun könnte. Trotz Nembutal schlafen wir wenig.