48Tagebuch 20. XII. 1943 – 31. XII. 1944 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag So 30. VII. 1944

Nachmittags wir zu FriedmansPFriedman, Murray, 1904–1986, am. ArztPFriedman, Anita, verh. mit Murray Friedman, 4 – 7. Häuschen mit nettem, schattigen Garten mit Blumen, an Manhattan Street. Dort Mrs. WeichselbaumPWeichselbaum, Mrs., alte jüdische Dame, betont aber, dass sie in U. S. geboren ist; wohnt in NY. (Es scheint, dass FriedmansPFriedman, Murray, 1904–1986, am. ArztPFriedman, Anita, verh. mit Murray Friedman etwas darüber seufzen, dass sie ständig mit ihr behangen sind.) Später kommen Mr.PPetcheskey, Mr. und Mrs. und Mrs. PetcheskeyPPetcheskey, Mr. und Mrs.; sie haben Schuhladen hier in SF Er ist nett und freundlich, hat common sense und gutes Herz. Er rühmt die Tschechen MasarykPMasaryk, Tomáš Garrigue, 1850–1937, tschech. Politiker, BenešPBenesch@Beneš, Edvard, 1884–1948, tschech. Politiker usw.; vielleicht ist er von tschechischer Abstammung. Wir sitzen alle im Garten, auf Strandstühlen. Lebhaftes Gespräch über Europa. Was mit Deutschland geschehen soll. Mrs. WeichselbaumPWeichselbaum, Mrs. möchte alle Deutschen umbringen! PetcheskeyPPetcheskey, Mr. und Mrs. will sie nur über die ganze Erde zerstreuen. Über da die Gefahr eines künftigen Krieges. FriedmanPFriedman, Murray, 1904–1986, am. Arzt meint, die Gefahr sei hauptsächlich von Deutschland. Ich sage, dass man das doch wohl durch die Friedensbedingungen verhindern wird; ich sage, dass ich mehr englischen und amerikanischen Imperialismus fürchte. – Frau FriedmanPFriedman, Anita, verh. mit Murray Friedman sagt, wir sollen sie „Anita“ nennen; vermutlich meint sie, dass wir auch ihn „Murray“ anreden sollen; da ich aber nicht sicher bin, ob es gemeint ist, sage ich beides noch nicht.