46Tagebuch 25. XII. 1941 – 25. XII. 1942 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mo 14. IX. 1942

9 Hospital. 11 Dr. CorbusierPCorbusier, Harold D., 1873–1950, am. Arzt macht 3 Injektionen in Sakro-Ilias Gelenk. Zuerst mehrere Hypodermics, für lokale Betäubung; dann die tiefen Injektionen. Dann muss ich möglichst lange auf dem Bauch still liegen; ich halte es 5 ½ Stunden aus. Dabei wird der Magen durch Milch beruhigt; aber die gestreckten Beinmuskeln werden sehr müde. Von dann ab immer abwechselnd einige Stunden in dieser Lage und auf der linken Seite; dazu müssen mich immer 2 Personen mit dem draw-sheet herumrollen, auch während der Nacht. Abends 7 kommt Dr. CorbusierPCorbusier, Harold D., 1873–1950, am. Arzt, während Ina da ist. Da er spontan gar nichts erklärt, sage ich ihm, dass ich diese Geheimheit nicht schätze, bitte ihn, mir zu erklären. Er tut überrascht, als hätte er schon am Morgen irgendetwas gesagt. Die Injektion enthält etwas (er sagt nicht, was!), das durch das Gelenk (die Gewebe, die Nerven, die da aus der Wirbelsäule kommen usw.) infiltrieren soll. Dadurch wird eine Art Anästhesie erzeugt, zuweilen für dauernd oder längere Zeit. Das hat bei vielen Gelenken (auch z. B. Schulter in rheumatischen Fällen) sehr gute Erfolge gehabt. Ich: Aber bei mir sind die Schmerzen nicht das Schlimme; gegenwärtig habe ich gar keine. Er: Aber Sie haben doch eine tenderness im Gelenk; sie können doch nicht lange sitzen oder gehen. Ich: Das ist aber mehr wegen der Gefahr dass etwas geschieht. Nachts gar nicht geschlafen, trotz zweimal (9h und 12h) Schlafpille von Dr. CorbusierPCorbusier, Harold D., 1873–1950, am. Arzt (was ist es?).