40Tagebuch 1. I. 1936 – 16. XII. 1936 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Fr 24. IV. 1936

Wir gehen zum Lunch zu BaersPBaer, Reinhold, 1902–1979, dt.-am Mathematiker, verh. mit Marianne BaerPBaer, Marianne, 1907–1986, geb. Kirstein, verh. mit Reinhold Baer. Sie wohnen in einer netten, hellen Wohnung. 6-jähriger Sohn KlausPBaer, Klaus, 1930–1987, Sohn von Reinhold und Marianne Baer.. Er ist für 2 Jahre am Institut, möchte dann in Amerika bleiben, war 2 Jahre in Manchester, hat Dauervisum. Er sagt, für einen Mathematiker ist PrincetonIPrinceton University, Princeton NJ jetzt der ideale 🕮 Platz in der Welt. Ich bezweifle, ob auch für einen Logiker. Er gibt zu, dass bei den Mathematikern jetzt eine gewisse „Grundlagenmüdigkeit“ herrscht, wie in Griechenland nach der Zeit von ZenoPZenon von Elea, ca. 490–445 v. d. Z., gr. Philosoph. Dabei ist der Mathematiker KuratowskiPKuratowski, Kazimierz, 1896–1980, poln. Mathematiker und Logiker aus Warschau, der für einige Zeit am Institut war und TarskiPTarski, Alfred, 1901–1983, poln.-am. Mathematiker und Logiker kennt. BaerPBaer, Reinhold, 1902–1979, dt.-am Mathematiker, verh. mit Marianne Baer sagt, dass am Institut keine Lehrverpflichtung besteht, aber die meisten einen Kurs oder Seminar abhalten. Guter Kontakt gegenseitig: Sie besuchen gegenseitig die Kurse, treffen sich jeden Tag nachmittags beim Instituts-Tee kurz, suchen sich auf, wenn sie eine Frage haben, weil für jede Frage ein kompetenter Mann da ist. Die offizielle Zeit ist nur Oktober-April! WeylPWeyl, Hermann, 1885–1955, dt.-am. Mathematiker und Physiker usw. bekommen sehr hohe Gehälter (15 T. $); er selbst nur 1500 $ für das Jahr. – Im Hotel Brief50Brief ??? von ScoonPScoon, Robert, 1886–1970, am. Philosoph: Die Bedingungen können nicht verbessert werden; er gratuliert zu Chic. 4h kommt IrvingPIrving, Philosoph in Princeton; er sagt, dass ScoonPScoon, Robert, 1886–1970, am. Philosoph trotz der Meinungsverschiedenheit, es für richtig hält, dem Positivismus einen Platz hier zu geben, und sich ernstlich bemüht habe, mich herzubringen. SpauldingPSpaulding, Edward, 1873–1940, am. Philosoph habe auch Kritik und Einwände gegen den vielen PlatoPPlato[n], 427–347 v. d. Z., gr. Philosoph-Unterricht; er werde meine Einwände künftig zitieren, man habe schon oft überlegt, den Plan zu ändern, aber sich nicht einigen können. Mit Ina und ihm spazieren, zum See. Er unterstützt die sozialistische Partei; die Kommunisten haben keine Aussicht hier; er bedauert deshalb, dass BlumbergPBlumberg, Albert E., 1906–1997, am. Philosoph ihr seine ganze Zeit widmet. Wir sprechen über andere Kandidaten für die Professur. NagelPNagel, Ernest, 1901–1985, am. Philosoph, verh. mit Edith Nagel, FeiglPFeigl, Herbert, 1902–1988, öst.-am. Philosoph, seit 1931 verh. mit Maria Feigl, (und TarskiPTarski, Alfred, 1901–1983, poln.-am. Mathematiker und Logiker) kommen nicht in Betracht, weil ScoonPScoon, Robert, 1886–1970, am. Philosoph (nicht von sich aus, sondern wegen der Fakultät) keine Juden herberufen würde; daher auch Bedenken gegen ReichenbachPReichenbach, Hans, 1891–1953, dt.-am. Philosoph, ab 1921 verh. mit Elisabeth Reichenbach, ab 1946 verh. mit Maria Reichenbach. QuinePQuine, Willard Van Orman, 1908–2000, am. Philosoph, verh. mit Naomi Quine (1932–1947) und Marjorie Boynton Quine (1948–1998) hat früher abgelehnt. Ich rühme HempelPHempel, Carl Gustav, 1905–1997, dt.-am. Philosoph, verh. mit Eva Hempel, ab 1947 mit Diane Hempel sehr. Er lädt uns zum Dinner 🕮 in die PrincetonIPrinceton University, Princeton NJ Orange Inn ein. Wir fahren alle zusammen im Auto zur Graduate School; ich nehme das schöne Gästezimmer dort, weil es im Hotel so laut war. Ina bleibt im Hotel, geht zu Fuß dorthin zurück. Geräumiges schönes Zimmer oben im Turm, mit Bad. – Endlich ein ruhiger alleiniger Abend. Die Tage in YaleIYale University, New Haven CT und PrincetonIPrinceton University, Princeton NJ haben mich sehr angestrengt.