37Tagebuch 9. I. 1934 – 8. I. 1935 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Fr 17. VIII. 1934

Nachmittags MorrisensPMorris, Charles W., 1901–1979, am. Philosoph, bis 1951 verh. mit Trude Morris, danach mit Ellen Ruth MorrisPMorris, Trude, verh. mit Charles W. Morris hier. Ich hole sie in BřevnovLBřevnov ab. Mit ihm über seine Vortrags MSeBMorris, Charles W.!1936@„The Concept of Meaning in Pragmatism and Logical Positivism“, Actes du Huitième Congrès International de Philosophie à Prague. 2 – 7 septembre 1934, Prag, 1936, 130-138BMorris, Charles W.!1937@Logical Positivism, Pragmatism, and Scientific Empiricism, Paris, 1937. Über die Aufgabe der Syntax; Beziehung zwischen seiner Kosmologie und Syntax. Ich sage, dass vielleicht viele kosmologischen Sätze zur inhaltlichen Redeweise gehören; er ist sehr erstaunt darüber; mir scheint, der Begriff der inhaltlichen Redeweise ist ihm noch gar nicht klar gewesen, obwohl er sagt, dass er SyntaxB1934@Logische Syntax der Sprache, Wien, 1934 Kapitel V genau studiert hat. Ich frage abends beim Hinabgehen, wie hoch er meine Chance für eine Einladung nach ChicagoIUniversity of Chicago, von der er voriges Mal gesprochen hat, einschätzt. Er sagt, die Ich erkläre, warum ich glaube, in MitteleuropaLMitteleuropa keine Chance mehr zu haben. Ich Er sagt, dass er persönlich mich sehr gern nach ChicagoIUniversity of Chicago haben möchte, sowohl für eine Zeit, als dann auch dann dauernd; sie brauchen einen Logiker, auch über Grundlagen der Mathematik. Aber es hängt von dreierlei ab: 1) der Präsident der UniversitätPHutchins, Robert Maynard, 1899–1977, am. Philosoph, 1929–1951 Präsident der University of Chicago76Robert Maynard Hutchins. neigt mehr zu katholischer Philosophie, aber er pflegt ihnen nicht hineinzureden; 2) wenn SmithPSmith, Thomas Vernor, 1890–1964, genannt T. V., am. Philosoph und Politiker Chairman of the Department würde, ist nicht sicher, wie er entscheiden würde, da er für Nicolai HartmannPHartmann, Nicolai, 1882–1950, dt. Philosoph ist; 3) die 🕮 finanzielle Lage der UniversitätIUniversity of Chicago. Der Etat des Departments ist jetzt sehr beschnitten; aber man hofft, dass er wieder auf die alte Höhe gebracht wird; nur dann wäre eine Einladung möglich. Er meint, dass ich im Allgemeinen wohl eine Chance hätte, auch dauernd an eine Universität zu kommen; aber für mich entspräche vielleicht nur eine Professur an einer der 7 großen Universitäten (ChicagoIUniversity of Chicago, ColumbiaIColumbia University, New York, HarvardIHarvard University, Cambridge (Ma), PrincetonLPrinceton!Princeton Universität, CaliforniaLOakland!California Universität, StanfordLStanford!Stanford Universität, YaleLNew Haven!Yale Universität). Ich frage, ob er den Plan einer Vortragsreise für gut halte, vielleicht mit Hilfe von Professor MengerPMenger, Karl, 1902–1985, öst.-am. Mathematiker, verh. mit Hilda Menger – WienLWien. Er meint, ich solle den fragen. Aber gewöhnlich sei es so, dass in größeren Städten populäre Vorträge gehalten würden, durch die das Geld aufkomme; und dann kämen Einladungen der nahegelegenen Universitäten, die aber nicht viel bezahlten. Er geht Anfang Jan. wieder nach ChicagoLChicago; im April etwa wird der neue Chairman bestimmt; darnach erst können Beschlüsse gefasst werden. Er wird mir also erst im späten Frühjahr etwas sagen können; frühestens für Okt. 1935. 639