35Tagebuch 26. XII. 1931 – 31. XII. 1932 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mo 14. XI. 1932

Etwas geschrieben. VortragB1934@„On the Character of Philosophic Problems“, Philosophy of Science 1 (1), 1934, 5–19 überlegt. 12h mit JørgensenPJörgensen, Jörgen@Jørgensen, Jørgen, 1894–1969, dän. Philosoph in die Stadt gefahren, einige UniversitätsgebäudeLKopenhagen!Universität und RathausLKopenhagen!Rathaus gesehen. Im IndustrierestaurantLKopenhagen!Industrierestaurant treffen wir Professor BrandPBrand, Prof. (jünger, sehr unterhaltend, JørgensenPJörgensen, Jörgen@Jørgensen, Jørgen, 1894–1969, dän. Philosoph kennt nicht seine philosophische Auffassung) und Professor RubinPRubin, Edgar, 1886–1951, dän. Psychologe (Gestaltpsychologe). RubinPRubin, Edgar, 1886–1951, dän. Psychologe diskutiert darüber, warum wir unsere Probleme „Grundlagenprobleme“ nennen. Über Wissenschaftslogik; dass sie sich auf Sprache bezieht. Über Esperanto; man steht ihm sogar sympathisch gegenüber (RubinPRubin, Edgar, 1886–1951, dän. Psychologe meint aber, Ido sei besser), bedauert die Vielheit der Projekte.

Etwas gebummelt; geschlafen; Vortrag überlegt.

7h Frau JørgensenPJörgensen, Jörgen@Jørgensen, Jørgen, 1894–1969, dän. Philosoph zum Abschied besucht, Blumen gebracht. Sie laden mich ein, für 1 oder 2 Wochen im Sommer in ihr LandhausLKopenhagen!Landhaus von Jørgensen zu kommen; einfach, man schläft in Kojen. Auch InaPCarnap, Ina (eig. Elisabeth Maria immacul[ata] Ignatia), 1904–1964, geb. Stöger, heiratete 1933 Rudolf Carnap mitbringen. 🕮 Ich soll vorher schreiben, dann halten sie uns die Plätze frei. Sie haben immer Gäste. Jeder lebt ganz für sich, man sieht sich nur zum Mittagessen.

8hVortrag „Über den Charakter der philosophischen Probleme“72Vgl. TB 2. XI. 1932R sowie TB 16., 19. und 21. XI. 1932. etwa 50 Minuten, im StudentenspeisehausLKopenhagen!Studentenspeisehaus. Danach Tee und Brote. Dann leb­haf­te Diskussion bis 12. Niels BohrPBohr, Niels, 1885–1962, dän. PhysikerBohrPBohr, Niels, 1885–1962, dän. Physiker spricht immer wieder, an­schei­nend sehr interessiert. Dann noch sehr langes Privatgespräch mit ihm. Er klagt, dass man gar nicht verstehen könne, wie EinsteinPEinstein, Albert, 1879–1955, dt.-am. Physiker, verh. mit Else Einstein jetzt so konservativ sei; er denke sich immer Gegenbeispiele aus, die stimmen aber einfach nicht. Er verhalte sich genau so wie früher LenardPLenard, Philipp, 1862-1947, ung.-öst. Physiker gegen ihn. Es handle sich ein­fach um die Feststellung, dass der Beobachter nicht abgetrennt werden könne.73Vgl. etwa Kumar, Quantum, zur Frage der Rolle des Beobachters ch. 13.WISS Das sei eine Einsicht, die nicht mehr aus der Wissenschaft verschwinden könne. Es handle sich da um eine erkenntnistheoretische Frage. Der Wiener KreisISchlick-Zirkel, Wiener Kreis habe Gutes zur R Th gesagt, was EinsteinPEinstein, Albert, 1879–1955, dt.-am. Physiker, verh. mit Else Einstein selbst nicht so klar gesehen habe. (Vielleicht meint er, wir möchten uns nun auch deutlicher zur Quantenmechanik äußern? Oder er ist nicht ganz einverstanden mit SchlicksPSchlick, Moritz, 1882–1936, dt.-öst. Philosoph, verh. mit Blanche Guy Schlick oder FranksPFrank, Philipp, 1884–1966, öst.-am. Physiker und Philosoph, verh. mit Hania Frank, Bruder von Josef Frank Äußerungen dazu? Es ist nicht ganz klar zu verstehen, weil er sich sehr vorsichtig ausdrückt. Er betont immer, dass er im Grunde mit uns ganz einig sei). Bis nach ½ 1! Nach 1h zu Hause. 565