32Tagebuch 30. XII. 1928 – 31. XII. 1929 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Fr 25. X. 1929

11 – 2 bei Fritz DörpfeldPDörpfeld, Friedrich Gustav, 1892-1966, Fritz genannt, Sohn von Anna und Wilhelm Dörpfeld, Autohofbesitzer in Berlin, lässt mich im Auto holen. AutohofLBerlin!Autohof besichtigt;114Lt. Dörpfeld, Daten meines Lebens, 83, wurde diese Firma von Fritz Dörpfeld im Juni 1926 gegründet. alles sehr sauber und ordentlich, einfach und geschmackvoll gebaut; neue amerikanische Autohebevorrichtung, von ihm hier importiert. Wir vereinbaren, dass er je nach seinen Möglichkeiten von Zeit zu Zeit ca. 500 oder 1000 schicken wird, nach vorheriger Ankündigung. FritzPDörpfeld, Friedrich Gustav, 1892-1966, Fritz genannt, Sohn von Anna und Wilhelm Dörpfeld, Autohofbesitzer in Berlin bringt mich im Auto zum Anhalter BahnhofLBerlin!Anhalter Bahnhof.

3 – 6 nach LeipzigLLeipzig.OLeipzig (Hotel MonopolLLeipzig!Hotel Monopol, beim BahnhofLLeipzig!Bahnhof, Zimmer mit Fließendwasser 5‚-; besser als Opel.) ½ 8 beiEvaPBergemann, Eva, 1896–1983, geb. Rothe, Ärztin, heiratete 1919 Friedrich Bergemann, Tochter von Elisabeth und Karl Rothe, Mitglied des Serakreises. Wir haben uns seit September 27 435 in JenaLJena (mit Piano) nicht mehr gesehen.115Carnap hat hier vermutlich das Jahr verwechselt. Vgl. TB 4.R u. 5. IX. 1926R. Die Gesichtslähmung ist bedeutend verbessert, nur das linke Auge ist oft kleiner, verändert sich nach den Mienen, besonders wenn sie müde ist. TillPBergemann, Till, [1921–2000], Sohn von Eva Bergemann und JorindePBergemann, Jorinde, Tochter von Eva Bergemann im Bett besucht; sie ist ein entzückendes Kind, erzählt gleich von ihrem Hasen. EvaPBergemann, Eva, 1896–1983, geb. Rothe, Ärztin, heiratete 1919 Friedrich Bergemann, Tochter von Elisabeth und Karl Rothe, Mitglied des Serakreises sagt, dass sie verwöhnt sei, von den Leuten alles bekomme und alles wolle. Zusammen gegessen. Dann zusammen in EvasPBergemann, Eva, 1896–1983, geb. Rothe, Ärztin, heiratete 1919 Friedrich Bergemann, Tochter von Elisabeth und Karl Rothe, Mitglied des Serakreises Zimmer, auf ihrem Diwanbett. Sie leidet viel unter fortwährender Müdigkeit, Medizinstudium und dazu mehrere Stunden Arbeit; KlinikLLeipzig!Klinik hat sie aber jetzt gekündigt, nur noch Privatpatienten, die besser bezahlen. Das Verhältnis zu Doktor RosenbaumPRosenbaum, Siegfried, 1890-1969, auch Friedl, dt.-israel. Arzt, ab 1922 an der Universitätsklinik in Leipzig, emigrierte 1933 nach Palästina ist schwierig; sie hängt ungeheuer an ihm, er liebt sie auch, will aber nicht von seinen Kindern weg; und so wagt er nichts mehr. Einmal sind sie polizeilich aus TirolLTirol ausgewiesen worden! Seitdem wagen sie nicht mehr gemeinsame Reise, seine Frau ist sehr eifersüchtig. Nur die gemeinsamen Wege von und zur KlinikLLeipzig!Klinik. Er möchte, dass sie das Studium aufgibt. Sie aber tut es gerade, um vielleicht mal Assistenzärztin bei ihm sein zu können. Sie hat oft durch die Schrumpfung der Operationsnarben schlimme Nervenschmerzen im Unterleib; daher Angst vor dem Verkehr. Sie will ihn 🕮um keinen Preis verlieren, müsste sonst ihrem Leben ein Ende machen (!), darum bemüht sie sich, heiter zu sein, wo sie oft weinen möchte. Mit den Eltern geht es etwas besser, wenigstens korrekter Verkehr; sie ist aber zu stolz, um Geld anzunehmen, außer für die Kinder. Ihre MutterPRothe, Elisabeth, *1865, geb. Gericke, verh. mit Karl Rothe, Mutter von Eva Bergemann und Hans, Edith und Gabriele Rothe sei nicht mehr gut auf mich zu sprechen, vermutlich durch MäuschsPRothe, Gabriele, *1900, verh. Smith, gen. Mäusch, Tochter von Elisabeth und Karl Rothe, Mitglied des Serakreises Einfluss. Sie werde zur alten Jungfer; niemand wisse, ob sie KurtPKurt =? Kurt Frankenberger, jetzt in KölnLKöln, noch treffe, oder ob der nichts mehr von ihr wissen wolle. MäuschPRothe, Gabriele, *1900, verh. Smith, gen. Mäusch, Tochter von Elisabeth und Karl Rothe, Mitglied des Serakreises kümmere sich nicht um sie und die Kinder. HansPRothe, Hans, 1894–1977, dt.-am. Übersetzer und Dramaturg, Sohn von Elisabeth und Karl Rothe, Mitglied des Serakreises ist Chefdramaturg bei ReinhardtPReinhardt, Max, 1873-1943, öst. Regisseur! Glänzende Stellung. RosenbaumPRosenbaum, Siegfried, 1890-1969, auch Friedl, dt.-israel. Arzt, ab 1922 an der Universitätsklinik in Leipzig, emigrierte 1933 nach Palästina sei eifersüchtig; ein junger sehr netter Buchhändler, den sie nach langen Jahren wiedergetroffen und gerne mal abends eingeladen hätte, darf nicht alleine sie besuchen. Sie schüttet ihr Herz aus, liegt schließlich ganz bei mir, unter Tränen, lässt sich streicheln am Kopf. Plötzlich gegen 1 Uhr Telefonanruf: Sie redet eindringend und erregt mit „Friedl“; kommt verzweifelt herein: RosenbaumPRosenbaum, Siegfried, 1890-1969, auch Friedl, dt.-israel. Arzt, ab 1922 an der Universitätsklinik in Leipzig, emigrierte 1933 nach Palästina hat angerufen, ist vorbeigegangen, hat am Licht gesehen, dass ich noch da bin, sie hat das Pfeifen nicht gehört, er will morgen nicht mit ihr gehen. Sie weint verzweifelt, fürchtet, nun beschließe er plötzlich den längst geplanten Umzug in die Stadt, dann sei alles vorbei. Sie lässt sich kaum mehr trösten. ½ Stunde danach gehe ich, sie ist ganz verstört, bringt mich hinunter. Ich gehe in den Regen hinaus. (Da kommt plötzlich 436 ein Mann, hart an mir vorbei, eilt auf die Haustüre zu und klopft, damit EvaPBergemann, Eva, 1896–1983, geb. Rothe, Ärztin, heiratete 1919 Friedrich Bergemann, Tochter von Elisabeth und Karl Rothe, Mitglied des Serakreises ihm aufmacht! Also hat RosenbaumPRosenbaum, Siegfried, 1890-1969, auch Friedl, dt.-israel. Arzt, ab 1922 an der Universitätsklinik in Leipzig, emigrierte 1933 nach Palästina die ganze Zeit im Regen draußen gewartet, wann ich endlich gehe! So glaubte ich; unheimlich; es war aber ein Irrtum.) (In Regen lange gegangen, dann Auto; um 2 Uhr ins Bett.)