32Tagebuch 30. XII. 1928 – 31. XII. 1929 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag So 20. X. 1929

Mit ArndtPArndt, Alfred, 1898-1976, dt. Architekt die Ausstellung besichtigt; besonders Vorkursarbeiten. Für geometrische Flächentheorie interessant sind gewisse Formen aus Papier und besonders aus Fliegendraht (Halbkugel mit Zipfeln aus Quadrat; Torsos aus mit Draht zusammengenähtem Schlauch.) Nachmittags LuciaPMoholy, Lucia, 1894–1989, tschech.-brit. Fotografin, bis 1929 mit László Moholy-Nagy verh. zur Bahn gebracht. In der Ausstellung KandinskyPKandinsky, Wassily, 1866-1944, russ. Maler kennengelernt. Er meint, die Orientalen, Ägypter, Griechen hätten eine Metaphysik und eine Technik (z. B. der Wasserleitungen usw.) gehabt, gegen die wir Kinder wären! ½ 4 nachmittags Kaffee bei ArndtsPArndt, Alfred, 1898-1976, dt. Architekt; Fotos von seinen Bauten 431 in ProbstzellaLProbstzella. Er polemisiert gegen die ästhetischen Elemente in GropiusPGropius, Walter, 1883–1969, dt.-am. Architekt-Bauten, sofern sie technische Verschlechterungen bedeuten. Er anerkennt die ästhetischen Gesichtspunkte, aber nur als sekundäre, hinter den primären: technisch-ökonomischen. 5 Tee bei AlbersPAlbers, Josef, 1888-1976, dt.-am. Maler und Kunsttheoretiker und Frau. Über seine psychologischen Experimente: schwarz oder weiß ist schwer, usw. (kalt, grob‚ …).101Vgl. zu diesen Experimenten etwa Albers, Interaction of Color.LIT Ich bleibe zum Abend. Über „statisch – dynamisch“. Joost SchmidtPSchmidt, Joost, 1893-1948, dt. Typograph und Maler kommt hinzu; er ist sich klar über die psychologische Bedeutung dieser Dinge, beklagt, dass kein Psychologe sie untersucht.

Hannes MeyerPMeyer, Hannes, 1889–1954, schweiz. Architekt immer noch nicht gesehen; er hat dauernd Besprechungen. ½ 10 zu Hause. 🕮