Exerzieren südlich des Dorfes, getrennt nach Kompanien. Wir unter SeidelPSeidel, Leutnant. Schönes Wetter. Morgen Umquartierung nach ArrancyLArrancy. Mittags LöwenhardtPLöwenhardt, Soldat antelefoniert, doch können wir heute nicht fliegen. Etwas Mathematik. FichtePFichte, Johann Gottlieb, 1762–1814, dt. Philosoph gelesen. Abends im Dunkeln mit Leutnant SeidelPSeidel, Leutnant und GurltPGurlt, Leutnant noch spazieren gegangen, die Allee auf Constantin FermeLConstantin Ferme zu. SeidelPSeidel, Leutnant spricht sich offen aus, sein naiver Gottesglaube; seine Bedenken: „Du sollst nicht töten“ und wir müssen jetzt töten, ist es nicht trotzdem Sünde. Ich versuche weise ihn auf 🕮 Gesinnungs- statt Gebotsethik hin.2Zu Carnaps frühen Überlegungen über Ethik vgl. Carus, „Werte beim frühen Carnap“. Dann seine Bedenken über die Sinnlosigkeit des Krieges. Könnte Gott dasselbe nicht 327 weniger schmerzlich durch eine Seuche erreichen. Ich versuche klarzumachen, dass der Sinn des Krieges nicht Verminderung der Menschenzahl ist, sondern naturnotwendiges Kräfteausmessen der sich ins Gehege kommenden wachsenden Völker. Und zwar sind wir das wachsende Volk, können nicht stehenbleiben, sondern müssen um uns greifen (Analogie: Baum; Industrieunternehmen). Die Mittel dieses Kampfes (im Gegensatz zu dem Kampf zweier Geschäftskonkurrenten) noch grausam. Vielleicht später mal zwischen den Staaten ähnlicher Rechtszustand, wie jetzt zwischen den Individuen. Entwicklungsstufe: Vereinigte Staaten von EuropaLEuropa; sehr große Schwierigkeiten, vielleicht zu überwinden in der gemeinsamen Gefährdung durch Ostasien.