11Tagebuch [2] 22. XII. 1914 – 2. V. 1915 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Sa 1. V. 1915

Die Arbeiterkolonnen haben vor dem österreichischen Leutnant in unserem Hause einen Maibaum aufgepflanzt, kommt um 6h und singen ihm eins, mit Geigenspiel. Ziehen dann mit unserer Lied- und Geigenbegleitung ab. 6h geht die Kompanie auf die Höhe, Richtung nach WamaLWama, von von wo wir BojanLBojan sehen können. Links ist zeitweise ein Fesselballon sichtbar, in großer Höhe; ein deutscher Flieger gibt der österreichischen Mörserbatterie Signale 🕮 durch Rauchstreifen, dann hört man immer den Mörser abschießen und 45 sek später schlägt’s drüben mächtig ein, und dann fahren die Feldgeschütze mit Schrapnells dazwischen. Wieder zu­242rück, die Sanitäter besucht, MattesPMattes, Soldat spielt Geige. Etwas geschrieben. Nachmittags 3 – 5 exerziert, auch mal Zugführer markiert; dann über das ganze Feld vorgeschwärmt, schweißtriefend. Revisio penibilis57Viell. Privatausdruck für penible Ordnungsmache. (am anderen Tag fahren 8 ins LazarettLWama!Lazarett). Die anderen machen mit MiddeldorpfPMiddeldorpf, Soldat, HagmannPHagmann, Soldat, RothePRothe, Soldat und dessen Korporalschaft Bierabend im Garten hinten. Ich lese StrindbergPStrindberg, August, 1849-1912, schwed. Schriftsteller, gehe aber auch mal hinaus und höre zu. Nachher schlafen die anderen oben auf dem Boden, ich alleine im Zimmer.