11Tagebuch [2] 22. XII. 1914 – 2. V. 1915 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Do 1. IV. 1915

Es schneit kräftig und es ist wieder alles weiß. 7h kommt StaudtPStaudt, Soldat mit der Meldung vom Leutnant, dass Hauptmann GiersbergPGiersberg, Hauptmann schreibt, er habe auf dem NW-Hang des ChochnowkaLChochnowka einen UO-Posten, den soll ich feststellen lassen. Ich schicke (meine) Skizze mit der 8h KryweLKrywe-Patrouille, dass Hauptmann GiersbergPGiersberg, Hauptmann oder schon der vorderste DP oben auf dem Weg den Standort einzeichnet. Der Hauptmann zeichnet es auf den NW‑Hang des ChochnowkaLChochnowka. Ich glaub’s nicht, auch nicht der Leutnant, den ich oben bei ThiloPThilo, Soldat finde. Dieser hat nach der Karte eine feine Skizze gemacht, schraffiert, bringt sie mit dem Bericht vom Leutnant selbst nach TucholkaLTucholka zur Division. Schneit feste, schon wieder alles weiß.½ 6 zum Befehlsempfang. Treffe am Dorfausgang den Leutnant, wir werden vom ZwininLZwinin durch die PoharLPohar-Schlucht tüchtig beschossen, nicht schlecht gezielt. Beim Leutnant kommt meine KryweLKrywe-Patrouille zurück, hat den sogenannten „Choch“-UO-Posten aufgesucht, der liegt aber jenseits der Schlucht.

Abends wird höchste Alarmbereitschaft von der Infanterie befohlen. HagmannPHagmann, Soldat revidiert und besucht uns. Er hält den Schluchtposten für zu exponiert. Ich ziehe ihn an die linke Seite des Drahtverhaus zurück, wo er den Weg am Bach und den Osthang des ChochnowkaLChochnowka sichert. Ich melde das dem Leutnant. Die Meldung kommt zurück mit Vermerk „einverstanden“. Wir schlafen umgeschnallt. Da alle Kerzen ausgebrannt sind und wir keine Petroleumlampen da haben, müssen die Feuerwachen im Dunkeln sitzen oder immer ins Feuer kucken.